Die Konzilien Deutschlands und Reichsitaliens 916-1001, hg. v. Hehl, Ernst-Dieter, Teil 1 916-960 unter Mitarbeit v. Fuhrmann, Horst, Teil 2 962-1001, unter Mitarb. v. Servatius, Carlo (= Monumenta Germaniae Historica, Concilia 6). Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1987, 2007. XXXV, 1-212, XL, 213-795 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Als die Goten, Burgunder, Franken, Alemannen, Bayern, Thüringer, Sachsen und Friesen mit der christlichen Bekehrung Schrift und Buch kennen lernten, zeichneten Geistliche ganz zu Beginn das Recht auf, wenn auch fast ausschließlich in lateinischer Sprache. Mit Karl dem Großen versiegen diese Volksrechte und die anschließenden Kapitularien aber weitgehend. Dementsprechend verengt sich das schmale Rinnsal der allgemeinen Bestimmungen auf die Konzilien der christlichen Kirche, deren optimale Verfügbarkeit umso dringlicher ist.

 

Innerhalb der Monumenta Germaniae Historica sind (1) die Concilia aevi Merovingici (511-695) 1893 von Friedrich Maassen ediert (Neudruck 1989), (2) die Concilia aevi Karolini (742-842) von Albert Werminghoff (Teil 1 1906, Neudruck 1997, Teil 2 1908, Neudruck 2003, mit zwei Supplementbänden von 1998), (3) die Konzilien der karolingischen Teilreiche 843-859 von Wilfried Hartmann 1984, (4) die Konzilien der karolingischen Teilreiche 860-874 von Wilfried Hartmann 1998 (mit zwei Supplementbänden). Die Edition der Konzilien der karolingischen Teilreiche 875-909 ist noch in Vorbereitung durch Wilfried Hartmann und Gerhard Schmitz. Damit beginnt für das quellenarme 10. Jahrhundert eine besonders schmerzliche Lücke.

 

Sie konnte allerdings bereits 1987 dadurch verkleinert werden, dass Ernst-Dieter Hehl unter Mitarbeit Horst Fuhrmanns einen ersten Teil der Konzilien Deutschlands und Reichsitaliens 916-960 vorlegte. Er umfasst 21 Synoden in Hohenaltheim (916), in der Kirchenprovinz Köln (920), in Rom (921), in Koblenz (922), in Trier (928), in Duisburg (929), in Regensburg (932), in Erfurt (932), in Dingolfing (932), in Bonn (942), in Verdun (947), in Mouzon (948), in Ingelheim (948), in Trier (948), in Rom (949), in Mainz (950), in Frankfurt (951), in Augsburg (952), in Ravenna (955), in Ingelheim (958) und Venedig (960), deren wichtigster Überlieferungsträger die Handschrift München, Bayerische Staatsbibliothek Clm 27246 ist. Von ihnen sind noch Kanones bekannt.

 

Demgegenüber sind die Synoden mit Ausnahmen von 964 und dem Ende des 10. Jahrhunderts weitgehend nur aus historiographischen Quellen und aus Urkunden bekannt, so dass mit den Einbrüchen von Ungarn und Normannen die Überlieferung noch schwächer wird. Dementsprechend ist der klare und verlässliche Überblick über sie besonders wichtig und interessant. Deswegen verdient die Veröffentlichung der weiteren Konzilien bis zum Ende der Herrschaft Ottos III. auch die ungeteilte Aufmerksamkeit der Rechtsgermanisten.

 

Insgesamt hat Ernst-Dieter Hehl als verdienstvoller Herausgeber auf der Grundlage der verfügbaren Literatur im zweiten Teil weitere 48 Konzilien erfasst. Sie fanden in Rom (962), Pavia (062), Rom (962), Rom (963), Rom (964), Rom (964), Rom (967), Ravenna (967), Rom (967/968), Ravenna (968), Rom (969), Mailand (969), Ingelheim (972), Marzaglia (973), Regensburg (976), Rom (979), Ingelheim (980), Rom (981), Rom (981), Ravenna (981-983), Rom (990 oder 991), St-Basle (991), Aachen (992), Rom (992), Rom (993), Ingelheim (993), Mouzon (995), Concilium Conceium (995), Gandersheim (995), Verona (995), Ingelheim (996), Rom (996), Pavia (997), Ravenna (998), Rom (998), Pavia (998), Rom (998/999), Rom (999), Gnesen (1000), Magdeburg (1000), Quedlinburg (1000), Aachen (1000), Rom (1001), Pöhlde (1001), Frankfurt (1001) und Todi (1001) und damit zu etwa zwei Dritteln in Italien statt. Beigefügt sind der wichtigen Edition Verzeichnisse der mehr als 100 benutzten Handschriften, der Initien, der Zitate aus Bibel, antiken Schriftstellern von Plautus bis Lukian, aus Konzilien von den Canones apostolorum bis zum Konzil von Padua von 997, aus Papstbriefen, christlichen Schriftstellern, Kanonessammlungen, weltlichem Recht, liturgischen Quellen und Sonstigem, der kanonistischen Rezeption von Burchard von Worms bis zu Gratian sowie ausführliche Register der Personen, Orte, Wörter und Sachen, so dass insgesamt eine sehr gute Grundlage für eine quellenarme Zeit geschaffen worden ist, die durch die Edition der Konzilien Deutschlands und Reichsitaliens der Jahre 1023 bis 1059 durch Detlev Jasper noch fortgeführt wird.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler