MdL Waldeck und Pyrmont 1814 – 1929. Biographisches Handbuch für die Mitglieder der Waldeckischen und Pyrmonter Landstände und Landtage, erarbeitet v. Lengemann, Jochen, Vorarbeiten von König, Reinhard/Seibel, Thomas (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen 24). Historische Kommission für Hessen, Marburg 2020. X, 618 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

In den Anfängen der Geschichte des Menschen war wohl wie bei den Tieren die körperliche Kraft besonders bedeutsam, der gegenüber der Verstand in der Regel zurücktrat. Mit der Ausbildung politischer Verbände und Staaten führte dies vor allem zu Monarchien, die erst spät und zunächst vereinzelt von der Republik oder der Demokratie abgelöst wurden. Seit Durchsetzung aufgeklärter Ideen in dem Gefolge der für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit eintretenden Revolution des Jahres 1789 wird in diesem Zusammenhang das ständische Parlament zu der durch Indemnität, Immunität und Redefreiheit geschützten, durch Wahlen bestimmten Vertretung des gesamten Volkes zwecks Gesetzgebung und umfassender politischer Gestaltung.

 

Auch wenn die Mitglieder der Landstände und Landtage zumindest in der Theorie die Gesamtheit des Volkes nur repräsentierten oder vertraten, nahmen sie doch eine so hervorgehobene Stellung ein, dass schon früh sich auch der Gedanke einer die Biographien der Mitglieder eines derartigen Gremiums zusammenfassenden Sammlung ergab, wie sie der Bibliothekar und Sekretär Charles Lanman (1819-1895) 1859 für den Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika 1895 vorlegte. Das hieraus 1961 erwachsene  Biographical Directory of the American Congress 1774 – 1961  fiel 1966 in der damaligen Barrow County Library in Winder in Georgia Jochen Lengemann in die Hände. Seitdem hat ihn nach dem Vorwort des vorliegenden Werkes „die Faszination nie verlassen, Lebensläufe nicht nur von Personen aus der ersten Reihe der politisch Handelnden in Büchern und ihrer Lebensleistung näherkommen, sondern - wo entsprechende Werke nicht vorhanden sind – durch Erforschung von Viten solcher Personengruppen mit dazu beitragen zu können, daß dies für Forscher und andere Interessierte in der Zukunft möglich werde.“

 

In dem Rahmen der in dem Vorwort ausführlich aufgelisteten, seit 1988 stark anschwellenden Literatur legt der 1938 geborene frühere Präsident des Hessischen Landtags und ehemalige Minister Thüringens auf Grund von Vorarbeiten anderer nach ähnlichen Werken über Hessen 1946-1986, Westphalen und Frankfurt, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg- Sondershausen, das Erfurter Unionsparlament (1850) und Thüringen (1919-1952) ein biographisches Handbuch für die Mitglieder der Waldeckischen und Pyrmonter Landstände und Landtage zwischen 1814 und 1929 vor. Es behandelt als Gemeinschaftswerk vieler aus den unterschiedlichen Stadien der Entwicklung (1814-1848 Waldeckische Landstände, 1848-1918 Landtag der Fürstentümer Waldeck und Pyrmont, 1849-1863 Speziallandtag für das Fürstentum Pyrmont, 1919-1922 Waldeck-Pyrmonter Landesvertretung) bis 1929 von Alban bis Zobel 364 Männer, die für das zeitweise 1121 Quadratkilometer mit etwa 61000 Einwohnern umfassende Fürstentum/Reichsland politisch hervorgetreten sind, in Kurzbiographien. Register schließen das mit einem Bild des Korbacher Amtsgerichtsrats Dr. Robert Waldeck (1837-1913) auf dem Umschlag veranschaulichte, bedeutsame und hilfreiche Werk vorzüglich auf.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler