Harris, Ron, Going the Distance. Eurasian Trade and the Rise of the Business Corporation, 1400-1700. Princeton University Press, Princeton 2020. 465 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Das Universum und in ihm auch die Erde hat sich seit der Entstehung in vielfacher Hinsicht erheblich gewandelt und dabei hat sich aus der Sicht des auf der Erde lebenden Menschen gerade auch durch ihn dort in der jüngeren und jüngsten Vergangenheit vieles sehr stark geändert. Milliarden von Menschen rund um den Globus wissen nunmehr nahezu gleichzeitig von den aktuellsten Entwicklungen wie der Bedrohung der allgemeinen Gesundheit durch ein 2020 anscheinend in China erstmals erschienenes Virus. Viele sind mit vielen über zahlreiche Wege miteinander engstens verbunden und die Wirtschaftsentwicklung an einem Ort kann weltweit gewichtige Folgen nach sich ziehen.

 

Mit dem auf diesem Wege durchmessenen Schritt der Entstehung des eurasischen Handels und der Entstehung der Handelsgesellschaften zwischen 1400 und 1700 beschäftigt sich das vorliegende kompakte Werk des 1960 geborenen, in Tel Aviv 1987 zu einem LLB in Rechtswissenschaft und zu einem BA in Geschichte graduierten und nach dem Master in Geschichte 1991 an der Columbia University zu einem M. Phil. und 1994 zu einem Ph. D. weiter qualifizierten, 2000 eine bedeutsame Studie über Industrializing English Law zwischen 1720 und 1844 vorlegenden, für Recht und Rechtsgeschichte an der Buchmann Faculty of Law in Tel Aviv tätigen Verfassers. Es gliedert sich nach einer kurzen Einleitung in vier Teile. Sie betreffen den Kontext von Geographie, Geschichtsschreibung und Theorie, die Organizational Bulding Blocks, die Fernhandelsunternehmen an dem Vorabend der so genannten Organizational Revolution und die neuen Handelsgesellschaften.

 

Auf diesem langen, aber für den Welthandel erfolgreichen Weg von dem älteren Kurzstreckenhandel über die Seidenstraße und den Indischen Ozean vor allem durch chinesische, indische und arabische Händler zu dem moderneren Fernhandel geht der Verfasser überzeugend von einem Vergleich der Organisationsformen in China, Indien, dem mittleren Osten und Westeuropa aus. Er kann auf der Grundlage langjähriger umfassender Forschungen und vieler vorab vorgelegter Einzelstudien anschaulich und ansprechend zeigen, dass die Europäer aus England und den Niederlanden erst spät in den eurasischen Handel einstiegen und aus Gründen des bestmöglichen Wettbewerbs zu organisatorischen Veränderungen gezwungen waren. Diese gelangen ihnen in der Form der in dem Ergebnis weitgehend entpersönlichten Kolonialgesellschaften wie etwa der VOC so erfolgreich, dass die Europäer den Rest der sie umgebenden Welt in Kolonien verwandeln konnten und nicht Europa zwischen 1400 und 1700 in Abhängigkeit von Händlern aus China, Indien oder dem sonstigen Asien geriet, so dass eigentlich bis in die Gegenwart noch der abendländische Westen infolge seines wagemutigen Ausgriffs in die Ferne die globale Weltwirtschaft weitgehend beherrscht.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler