Understanding the Sources of Early Modern and Modern Commercial Law – Courts, Statutes, Contracts, and Legal Scholarship, hg. v. Pihlajamäki, F./Cordes, A./Dauchy, S. u. a., Brill, Leiden 2018. X, 407 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Nach der Einführung der vier Herausgeber ist die Geschichte des Handelsrechts einer der interessantesten Teilbereiche der Rechtsgeschichte, da der Handel eine grundlegende Veränderung in der Menschheitsgeschichte mit sich bringt. Konnte der Mensch anfangs nur die Güter zu seiner Versorgung verwenden, die er in mehr oder weniger mühseliger Suche in seiner Umwelt fand, war es ihm nach der Erfindung des Tausches bereits möglich, von anderen gefundene Güter gegen selbst gefundene Güter von einem Mitmenschen zu erwerben. Sobald dieser Vorgang sich als ausreichend hilfreich erwiesen hatte, konnte daraus der dauerhafte Handel entstehen, wie er jedenfalls schon in den Hochkulturen des Altertums an vielen Stellen lange Zeiten geübt wurde.

 

Mit einem Teilbereich dieser wichtigen und für die gegenwärtige wirtschaftliche Lage der Menschen wohl weltweit grundlegenden Entwicklung beschäftigt sich der vorliegende, mit dreizehn Abbildungen (zehn Tabellen, drei Urkunden) ausgestattete Sammelband. Er geht auf eine Arbeitstagung zurück, die 2014 in Helsinki durchgeführt wurde. Dem folgten vier weitere Arbeitstagungen in Brüssel 2015, in Fiskars in Finnland in dem Januar 2016, in Frankfurt am Main in dem September 2016 und in Helsinki 2017 in dem Rahmen des von Heikki Pihlajamäki geleiteten und von Albrecht Cordes, Serge Dauchy und Dave De ruysscher unterstützten Projekts The Making of Commercial Law – Common Practices and National Legal Rules from the Early Modern to the Modern Period.

 

Der aufschlussreichen Einführung der vier Herausgeber schließt sich als erste Studie eine Untersuchung der praktischen Lösungen von Handelsstreitigkeiten in Danziger Quellen zwischen 1460 und 1580 an. Dem folgen Studien zu vergleichbaren Fragen in Mecheln, Genua, dem Versicherungsbereich, den Niederlanden, Antwerpen, dem Heiligen Römischen Reich, Schweden und Frankreich, während an dem Ende Peter Oestmann das Oberappellationsgericht Lübeck als Handelsgericht zwischen 1820 und 1879 beleuchtet. Insgesamt siebzehn sachkundige Forscher aus Würzburg, Frankfurt am Main, Wisconsin-Madison, Brüssel, Tilburg, Paris, Köln, Turku, Münster, Helsinki, Düsseldorf, Rennes, Edinburgh, Oxford, Maastricht, Leiden und Amsterdam vereinen auf diese Weise Erfahrungen und Erkenntnisse zu einem vielfältigen aktuellen Mosaik des neuzeitlichen Handelsrechts Europas und seiner unterschiedlichen Quellen, das durch Register der Personen, Orte und Sachen benutzerfreundlich aufgeschlossen wird.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler