Saatz, Julia, Vergiftungsfälle in Wissenschaft, Justiz und Öffentlichkeit. Giftnarrative zwischen 1750 und 1850 (= Braunschweiger Veröffentlichungen zur Pharmazie- und Wissenschaftsgeschichte 56). Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart 2018. 412 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Wohl schon seit der Entstehung des Universums kannte dieses lebensfreundliche und lebensfeindliche Gegebenheiten, aus deren langzeitlichem Miteinander und Gegeneinander schließlich auf der Erde das Leben erwachsen ist. Der in diesem Rahmen entwickelte Mensch stand dabei vor der Notwendigkeit der Unterscheidung, weil lebensfeindliche Gegebenheiten ihn gefährdeten, lebensfreundliche Gegebenheiten ihn demgegenüber schützten. Auf der Suche nach möglichst günstigen Lebensbedingungen entdeckte er sowohl einzelne, unterschiedliche Gifte wie auch das Gift als solches und verwendete es für die ihm sinnvoll erscheinenden Zwecke, zu denen auch die Vergiftung zu zählen ist.

 

Mit einem Teilaspekt der damit zu verbindenden Problematik beschäftigt sich die vorliegende, von Bettina Wahrig bestmöglich betreute, von der Fakultät für Geistes- und Erziehungswissenschaften der Technischen Universität Braunschweig angenommene Dissertation der Verfasserin. Sie gliedert sich nach einer Einleitung über die Geschichte der Vergiftungen in zwei Teile. Sie betreffen den Giftdiskurs in Fallberichten, bei dem die Verfasserin zwischen anthropologischen Narrativen, wissenschaftlichen Narrativen und juristischen Narrativen unterscheidet, und ein Fazit über die Gegenwart des Giftes.

 

Wie die Fallübersichten des Anhangs zeigen, behandelt die Verfasserin in diesem Rahmen 100 kriminelle Vergiftungen, 100 akzidentelle Vergiftungen, drei ungeklärte Vergiftungen, vier Viehvergiftungen und 9 fiktive Vergiftungen. Das dabei am häufigsten ursächliche Gift ist das Arsen. Bei den kriminellen Vergiftungen überwiegen die weiblichen Angeklagten geringfügig die männlichen Angeklagten.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler