Pest! Eine Spurensuche. 20. September 2019-10. Mai 2020 LWL-Museum für Archäologie, Westfälisches Landesmuseum Herne, hg. v. LWL-Museum für Archäologie/Westfälisches Landesmuseum Herne/Leenen, Stefan u. a. Theiss, Darmstadt 2019. 692 S., 710 Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Die Pest ist eine vielleicht schon zu einer Interjektion mutierte Pest in der Form der durch das Bakterium Yersinia pestis verursachten, hochgradig ansteckenden Infektionskrankheit, die in verschiedenen Formen erscheinen kann und von Tier zu Tier, von Tier zu Mensch, von Mensch zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragen werden kann, wobei die Übertragung von Tier zu Mensch anscheinend hauptsächlich durch den Biss eines infizierten Flohes in einen bis dahin gesunden Menschen erfolgt. Bei einer genetischen Untersuchung eines in der Region Samara in Russland gefundenen, rund 3800 Jahre alten Grabes ließen sich zwei gleichzeitige Yersinia pestis-Genome feststellen, aus denen die vermutliche Abstammungslinie der Beulenpest auf etwa 4000 Jahre berechnet und die Geschichte der Pest nach neuesten Erkenntnissen insgesamt auf fast 5000 Jahre ausgedehnt wird . In der Folge dürfte auch die so genannte justinianische, in Gräbern in Aschheim des späteren 6. Jahrhunderts nachweisbare Pest in Europa und Vorderasien zwischen 541 und etwa 700 von dem Erreger Yersinia pestis ausgelöst worden sein.

 

Da die auch als schwarzer Tod bezeichnete Pest zwischen 1347 und 1351 dramatische Auswirkungen auf Europa hatte, ist eine Spurensuche nach ihr, wie sie die Ausstellung und der zugehörige Katalog in überzeugender Weise vornehmen, auch von großem allgemeinem Interesse. Dabei lässt sich darauf zurückgreifen, dass Alexandre Yersin das bis 1944 als Pasteurella pestis bezeichnete Bakterium Yersinia pestis bereits an dem 20. Juni 1894 entdeckt, vereinzelt und der Pest zugeordnet hat. Gleichzeitig hat Paul-Louis Sirmond die Übertragung des Bakteriums auf den Menschen durch den Biss des orientalischen Ratenflohs geklärt.

 

Das diese und viele weitere Fragen ausführlich und weiterführend behandelnde gewichtige Werk beginnt nach dem Impressum, den Mitarbeitern, Leihgebern und Grußworten der Staatsministerin für internationale Kulturpolitik in dem Auswärtigen Amt und des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe sowie einer kurzen Einführung Stefan Leenes mit 28 Essays über Einzelfragen vom Pesthauch zu Yersinia pestis über das Pestpogrom in Köln von 1349 bis zu Albert Camus sowie Gedanken Stefanie Dowidats zu der Ausstellungsgestaltung unter dem Titel Die Toten tanzen in unserer Mitte. Daran sind unter 1121 Nummern Exponate in elf Bereichen von dem Wesen der Pest über die erste Pandemie, die zweite Pandemie und die dritte Pandemie bis zu der Erinnerung angefügt. In dem Anhang des grundlegenden Werkes erhält der interessierte Leser außer einem Literaturverzeichnis einen Nachweis der Bilder, Essays und Exponate – möge die Pest der Unheil für Tier und zahllose Menschen stiftenden Pest sowohl als Ausstellung wie auch als Katalog viele Interessenten finden.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler