Ludwig XIV. – Vorbild und Feindbild – Inszenierung und Rezeption der Herrschaft eines barocken Monarchen zwischen Heroisierung, Nachahmung und Dämonisierung – Louis XIV – fascination et répulsion - Mise en scène et réception du règne d’un monarque baroque entre héroïsation, imitation et diabolisation, hg. v. Deflers, Isabelle/Kühner, Christian (= Studien des Frankreich-Zentrums der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg 25). Erich Schmidt, Berlin 2018. 296 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Der in Saint-Germain-en-Laye an dem 5. September 1638 geborene, 1643 an die Spitze des Königreichs Frankreichs getretene und nach zweiundsiebzig Jahren der Herrschaft in Versailles an dem 1. September 1715 in dem Alter von fast siebenundsiebzig Jahren verstorbene Sonnenkönig ist einer der bekanntesten Franzosen. Trotz vieler lebenslanger körperlicher Beschwerden steigert er die sich auf spätmittelalterlich-italienische Ansätze stützende Lehre von der uneingeschränkten, absoluten Macht des Herrschers zu einem fast religiösen Dogma. An dem Ende seiner auch von vielen Eroberungskriegen bestimmten Regierungszeit steht Frankreich trotz merkantilistischer Wirtschaftspolitik vor dem Bankrott.
Der vorliegende Sammelband ist aus einer Tagung in Freiburg von dem 27. und 28. November 2015 dreihundert Jahre nach Ludwigs Tod hervorgegangen. Er vereinigt nach einer umfangreichen Einleitung der beiden als Privatdozentin bzw. wissenschaftlicher Assistent an dem Historischen Institut der Universität Freiburg im Breisgau tätigen Herausgeber insgesamt dreizehn Referate in drei Abteilungen. Diese betreffen nacheinander die Heroisierung Ludwigs XIV., die Auseinandersetzung mit den Inszenierungen Ludwigs XIV. und den Versailler Hof, wobei es das Ziel nicht nur ist, die vielschichtigen Bilder hervorzuheben, welche die Nachwelt von Ludwig XIV. gezeichnet hat, sondern auch und gerade die Fülle und Vielgestaltigkeit der Bilder zu unterstreichen, die bereits bei Ludwigs Zeitgenossen kursierten.
Zu Beginn beschreibt dabei Olivier Chaline die Beziehungen zwischen Louis XIV et la gloire. Danach werden so unterschiedliche Themen wie Alexander der Große als wechselvolle Identifikationsfigur, die entrées „heroiques“ Ludwigs XIV. in Freiburg und Straßburg (1681), die Bilder Ludwigs XIV. in den Memoiren und Autobiographien des französischen Adels, die europäische Debatte über den Religionskrieg, parlamentarische Widerstände, zeitgenössische Sammlungen völkerrechtlicher Verträge, Feindbilder in der englischen Politik und Publizistik, Friedrich II. von Preußen, der 16. November 1700, die politischen Funktionen von Musik, Versailles als künstlerisches Vorbild und die meisterliche Selbstdarstellung Ludwigs XIV. erörtert. Damit ist das Ziel des Bandes, ein vielschichtigeres Bild Ludwigs XIV. vor Augen zu führen, sicher in neuer Weise erreicht.
Innsbruck Gerhard Köbler