Kulturstadt Nürnberg. Herkunft und Zukunft in Europa, hg. v. Schrenk, Johann (= Buchfranken Sonderband 3). Schrenk, Röttenbach 2019. 304 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Nürnberg ist die um eine 1050 erstmals erwähnte, anscheinend vorsalische Grundlagen aufweisende Reichsburg auf ursprünglich bayerischem Siedlungsboden an der Pegnitz erwachsene Reichsstadt. In der Goldenen Bulle von 1356 belohnt Kaiser Karl IV. die Treue der Stadt mit der Verpflichtung jedes neugewählten Königs, seinen ersten Reichstag in Nürnberg abzuhalten. Von 1424 (Privileg von dem 19. 9. 1423) bis 1796 und von August 1938 bis 1945 (Anfang 1946) ist Nürnberg Aufbewahrungsort der Reichskleinodien des Heiligen römischen Reiches (Reichserzschatzkästlein).
1479/1484 erneuert die Stadt durch die römisches Recht gemäßigt aufnehmende (Neue) Reformation ihr Stadtrecht. Trotz seiner bedeutenden Größe unterliegt der Ort in der Folge wie die meisten anderen Reichsstädte den mächtigeren Territorien. In der Folge geht es in dem nördlichen Teil Bayerns auf.
In dem Dritten Reich hält Adolf Hitler in Nürnberg die Reichsparteitage der Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei ab. 1935 werden auf dem Reichsparteitag von dem nach Nürnberg einberufenen Reichstag die gegen die Juden gerichteten so genannten Nürnberger Gesetze verabschiedet (Reichsbürgergesetz von dem 15. 9. 1935, Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre von dem 15. 9. 1935). Von dem 18. 10./14. 11. 1945 bis zu dem 1. 10. 1946 finden in Nürnberg die Prozesse gegen (24 bzw.) 22 nationalsozialistische Hauptkriegsverbrecher wegen Verbrechen gegen den Frieden, Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Mitgliedschaft in einer verbrecherischen Organisation statt, die mit 12 Todesurteilen durch Hängen für Hermann Göring, Joachim von Ribbentrop, Wilhelm Keitel, Ernst Kaltenbrunner, Alfred Rosenberg, Hans Frank, Wilhelm Frick, Julius Streicher, Fritz Sauckel, Alfred Jodl, Arthur Seyß-Inquart und Martin Bormann enden und denen bis 11. 4. 1949 zwölf weitere Verfahren in Nürnberg gegen 182 Angeklagte mit 24 Todesurteilen folgen.
Für das Jahr 2025 bewirbt sich Nürnberg um den kulturell wie ökonomisch interessanten Titel Europäische Kulturhauptstadt. In Vorbereitung auf diesen Wettbewerb hat der Herausgeber einen neuen Sammelband vorgelegt. Er geht von einer von dem früheren Kulturreferenten Hermann Glaser begründeten Reihe aus.
Er enthält nach der Neujahrsansprache des Oberbürgermeisters Ulrich Maly von dem Januar 2019 über das spezifisch Nürnbergerische einen Bericht Barbara Bogens über einen Gang durch die Altstadt, eine Beschreibung Nürnberger Erfindungen, eine Übersicht über Nürnberger Literatur seit dem 14. Jahrhundert, Untersuchungen über die nationalsozialistisch bestimmte Zeit, die Nürnberger Prozesse, die Straße der Menschenrechte, den Künstler Dani Karavan, die Soziokultur und die Digitalisierung. Einige Abbildungen veranschaulichen die unterschiedlichen Texte. Möge der Sammelband die Bewerbung der Stadt bestmöglich unterstützen, damit das vielfältige Nürnberg 2025 eine europäische Kulturhauptstadt wird.
Innsbruck Gerhard Köbler