Dreihundertfünfzig (350) Jahre rechtswissenschaftliche Fakultät der Christian-Albrecht-Universität zu Kiel, hg. v. Arnauld, Andreas von/Augsberg, Ino/Meyer-Pritzl, Rudolf. Mohr Siebeck, Tübingen 2018. VIII, 424 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Niemand kennt in der Gegenwart den genauen Zeitpunkt, an dem die erste Universität der Welt gegründet wurde, auch wenn Bologna in Italien das Jahr 1088 für sich in Anspruch nimmt, für das es allerdings keine gesicherte Grundlage aufweisen kann. Dessenungeachtet ist Bologna in dem Laufe des 12. Jahrhunderts zu dem wichtigsten Ausgangspunkt des Studiums der Rechtswissenschaft geworden. Seinem Muster schlossen sich bald von Süden und Westen nach Norden und Osten fortschreitend mehr und mehr ähnliche Einrichtungen in allen Teilen Europas an.

 

Kiel an der Ostsee folgte dieser Entwicklung 1665 mit vier Fakultäten, zu denen auch eine juristische gehörte, so dass die rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Kiel 2015 auf eine Geschichte von 350 Jahren zurückblicken konnte. Aus diesem Anlass veranstaltete die Fakultät eine Ringvorlesung, in der bedeutende oder markante Kieler Rechtswissenschaftler aus den vergangenen dreieinhalb Jahrhunderten vorgestellt und gewürdigt wurden. Nach dem kurzen Vorwort des vorliegenden Sammelbands stellt dieser die dort gehaltenen Vorträge der Allgemeinheit zur Verfügung und erweitert den Band um je einen Beitrag Werner Schuberts und Thomas Krauses.

 

Insgesamt umfasst der auf diese Weise entstandene, informative und durch ein Namenregister von Adorno über Hitler bis Zulueta abgerundete Band sechzehn Studien.  Sie betreffen Anton Friedrich Justus Thibaut, Niels Nicolaus Falck, Georg Christian Burchardi, Lorenz von Stein, Rudolf von Jhering, Albert Hänel, Walther Schücking, Hermann Kantorowicz, Gustav Radbruch, Walter Jellinek, Georg Dahm, Friedrich Schaffstein, Kurt Ballerstedt, Hermann von Mangoldt, Hilde Kaufmann sowie losgelöst in dem Titel von einzelnen Gelehrten das internationale Privatrecht und die Rechtsvergleichung, wobei die Angabe der grundlegenden Lebensdaten wohl bereits eine erste zeitliche Orientierung erleichtert hätte. Danach beginnt der vielseitige Band mit dem Mai 1794, als der zweiundzwanzigjährige Anton Friedrich Justus Thibaut in Kiel eintraf, um sein juristisches Studium fortzusetzen, und endet mit Mark Moiseevich Boguslawskij (1924-2017) als kommissarischem Institutsleiter, nach dem Alexander Trunk berufen wurde. Sachlich wird auch die Entwicklung der Kieler Fakultät zu einer nationalsozialistischen Stoßtruppfakultät sachgerecht berücksichtigt, so dass Kiel sich mit dem schmucken Band in die Gesamtheit der deutschsprachigen Rechtsfakultäten überzeugend einfügt.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler