Dotter, Marion/Wedrac, Stefan, Der hohe Preis des Friedens. Die Geschichte der Teilung Tirols 1918-1922. Tyrolia, Innsbruck 2018. 344 S., 151 Abb., 6 Kart. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Vor inzwischen mehr als hundert Jahren endete der von dem Kaiser von Österreich-Ungarn und dem Kaiser des Deutschen Reiches auf der Suche nach einer bedeutenderen Stellung in der gesamten Welt aus einem nicht besonders bedeutsamen Anlass heraus begonnene erste Weltkrieg, der mit ihrer letztlich wohl vorhersehbaren Niederlage gegen die Alliierten und dem Übergang von der Monarchie zu der Republik schloss. Wie das Vorwort des vorliegenden Bandes in seinem Eingang ausführt, wurde das Sehnen nach Frieden nach dem langen Krieg schwer enttäuscht. Es kam nach dem Krieg der Waffen der scheußliche Krieg der Geister des Hasses und der Gewalt, der auf das Verlangen des Königs von Italien als Preis für die schon 1915 verhandelte Unterstützung der Alliierten durch Italien die Teilung des österreichischen Landes Tirol in das österreichisch bleibende Tirol in dem Norden und das Italien zugeschlagene Südtirol südlich des Brenners bewirkte.
Das vorliegende, von der in Wien 1991 geborenen und dort in Geschichte und Germanistik ausgebildeten und an ihrer Dissertation arbeitenden Verfasserin und des in Judenburg 1982 geborenen, 2013 durch eine Untersuchung über die Wurzeln der Wiener Gebietskrankenkasse hervorgetretenen und an dem Institut für Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung der österreichischen Akademie der Wissenschaften wirkenden Verfassers geschaffene Werk will nach dem Vorwort nicht die große Erzählung des Landes im Leid wiederholen und weiter in die Zukunft tragen, sondern die Schicksale der Leute sichtbar machen und die Geschichten und Erlebnisse, die hinter diesem Vorgang stecken, beleuchten. Gefunden haben sich beide Autoren in dem Rahmen des Forschungsprojekts „Die rechtliche Bedeutung des Vertrags von Saint Germain“, das von dem Fonds zu der Förderung der wissenschaftlichen Forschung finanziert wird.
Gegliedert ist die durch viele Abbildungen veranschaulichte Untersuchung in insgesamt zehn chronologisch geordnete Abschnitte. Sie betreffen das Kriegsende in Tirol 1918, die Besetzung Nordtirols durch Bayern und Italiener, die Militärverwaltung Südtirols 1918/1919, die Pariser Friedenskonferenz und Tirol, die Politik in Deutschösterreich und die Teilung Tirols 1919, die Arbeit des österreichisch-italienischen Grenzregelungsausschusses in Tirol, die zivile Verwaltung Südtirols unter Luigi Credaro, die wirtschaftliche Entwicklung Gesamttirols in der Nachkriegszeit, den italienischen Faschismus in Südtirol bis 1922 sowie die faschistische Machtübernahme durch den Marsch auf Rom und die sich daraus für Südtirol ergebenden Folgen. Abgerundet wird die engagierte und informative Darlegung durch ein Personenregister von Alberti über Hitler bis Zuckerkandl und ein Ortsregister von Arnbach bis Zara.
Innsbruck Gerhard Köbler