Zotz, Thomas, Die Zähringer – Dynastie und Herrschaft (= Urban-Taschenbuch 776). Kohlhammer, Stuttgart 2018. 296 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts nannte sich ein alemannisches bzw. schwäbisches Adelsgeschlecht nach der ihm gehörigen Burg Zähringen auf einem Ausläufer des Roßkopfs in dem Ortsteil Wildtal bei Gundelfingen oberhalb von Freiburg-Zähringen, die in der Gegenwart nur noch als Ruine mit einem Rundturm des späten 13. Jahrhunderts erhalten ist. Als erste sichere Erwähnung der Burg Zähringen gilt eine Urkunde in dem Rotulus Sanpetrinus, die 1128 apud castrum Zaringen ausgestellt wurde. Das darunterliegende Dorf Zähringen wird (neben Herdern, Wiehre und Gundelfingen) erstmals 1008 in einer Urkunde König Heinrichs II. für das Hochstift Basel genannt.

 

Nach Eduard Heycks Geschichte der Herzöge von Zähringen aus dem Jahre 1891 und Ulrich Parlows kommentierter Quellendokumentation zu dem südwestdeutschen Herzogsgeschlecht der Zähringer von 1999 legt nunmehr Thomas Zotz, geboren in Prag 1944 als Sohn eines aus einer österreichisch-deutschen Unternehmerfamilie und Gelehrtenfamilie stammenden Prähistorikers, ausgebildet in Geschichte, Latein, Urgeschichte und Frühgeschichte sowie Geographie in Freiburg im Breisgau, Wien und Hamburg, 1972 bei Josef Fleckenstein mit einer Dissertation über den Breisgau und das alemannische Herzogtum – Zur Verfassungs- und Besitzgeschichte in dem 10. und beginnenden 11. Jahrhundert promoviert, von 1973 bis 1989 Mitarbeiter an dem Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen, 1989 auf die Professur für mittelalterliche Landesgeschichte in Freiburg berufen, eine aktuelle Geschichte der Dynastie und Herrschaft der Zähringer vor. Gegliedert ist sie nach einer Einleitung über Spuren und Zeichen der Erinnerung, Streiflichter der Forschungsgeschichte und Konzeption und Anliegen des Buches in neun chronologisch geordnete Abschnitte. Sie betreffen den Ursprung der Familie in der Ottonenzeit, den gewundenen Weg zu der Würde des Herzogs von Schwaben in dem 11. Jahrhundert, die Zähringer in spätsalischer Zeit mit der Formierung ihrer Herzogsherrschaft, Herzog Konrad, das Rektorat von Burgund und die Staufer, die Zähringer und Kaiser Friedrich I. Barbarossa, Herzog Bertold V. auf dem Weg in den Thronstreit, Burgund und den ducatus Zaringiae unter  Bertold V. als „letztem Zähringer“, Friedrich II. und den Ausklang der Zähringerzeit sowie Erben und Nachfahren.

 

Veranschaulicht durch das Siegel Herzog Bertolds IV. von Zähringen an einer in Solothurn aufbewahrten Urkunde von 1181 kann der seit seiner Dissertation mit den Zähringern verbundene Verfasser in seinem durch Anmerkungen, ein Stemma, ein Abkürzungsverzeichnis ein Quellen- und Literaturverzeichnis, Abbildungsnachweise und ein Register von Aachen bis Zürichgau benutzerfreundlich abgerundete Werk eindringlich den Aufstieg der Zähringer beschreiben, die mit den Staufern und den Welfen zu den führenden Adelsgeschlechtern des Südwestens des deutschen Reiches in dem Hochmittelalter zählten. Sein Ziel, Bedeutung und Rolle der Zähringer in dem Reich des 12.  und frühen 13. Jahrhunderts von dem Thurgaugrafen Bertold oder Bezelin von Villingen als erstem sicher greifbaren Vorfahren der Zähringer bis zu ihrem frühen Aussterben 1218 auf bestmöglicher Grundlage nachzuzeichnen und zu positionieren, gelingt ihm eindrucksvoll. Burgenbau und Städtegründung haben die Erinnerung an sie bewahrt, auch wenn sie den Rang der Staufer und Welfen trotz ihres Herzogtums, eines Dukats und einer Kandidatur für das Königtum niemals vollständig erreichten.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler