Xenakis, Stefan, Untertanenprozesse an Reichsgerichten. Ein systematisch-bibliographischer Überblick (= Rechtshistorische Reihe 476). Lang, Frankfurt am Main 2018. 350 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Zwischen verschiedenen Menschen entwickeln sich während ihres engeren oder weiteren Zusammenlebens die unterschiedlichsten Interessen. Für die ältere Vergangenheit wird dabei allgemein davon ausgegangen, dass in diesem Zusammenhang erwachsende Gegensätze in erster Linie mit Hilfe der Gewalt entschieden wurden, weil das Recht erst allmählich gebildet und anerkannt werden musste. In diesem Rahmen hatten Untertanen naheliegenderweise nur geringe Erfolgsaussichten, weil sie einer Herrschaft untergeben waren.
Mit einem Teilaspekt dieser Problematik beschäftigt sich die vorliegende Untersuchung des in Gießen in neuerer Geschichte ausgebildeten und dort auch 2014 in dem Rahmen der Forschergruppe Gewaltgemeinschaften über das Thema Kriegsknechte in dem frühen 16. Jahrhundert (Gewalt und Gemeinschaft – Kriegsknechte um 1500, 2015) promovierten und anschließend in dem Schwerpunkt außergerichtliche und gerichtliche Konfliktlösung als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstelle für Höchstgerichtsbarkeit in Wetzlar tätigen Verfassers. Das Werk hat unmittelbar nach seinem Bekanntwerden das Interesse eines sehr sachkundigen Rezensenten erweckt. Deswegen kann sich die Anzeige auf wenige formale Angaben beschränken.
Entstanden ist das Werk als Teilprojekt des Schwerpunkts Außergerichtliche und gerichtliche Konfliktlösung in Wetzlar und Frankfurt am Main. Initiiert und mit viel Sympathie begleitet und unterstützt wurde es vor allem von Anette Baumann. Gegliedert ist es nach einer kurzen Einleitung in die vier Sachkapitel Forschungsstand, Modelle für Schlüsselmomente, signifikante Schlüsselmomente in der Literatur und nachhaltige Lösung von Konflikten (durch Vergleiche bzw. Urteile und Mandate), die durch eine zusammenfassende Betrachtung der erfassten Fälle, nach der beispielsweise Konflikte, sobald sie einmal vor ein Reichsgericht delegiert waren, nur selten durch Gewalt beendet wurden, einen Personenindex, Ortsindex und Sachindex und ein Literaturverzeichnis (mit 502 Nummern) sowie auf den Seiten 235ff. umfangreiche Tabellen benutzerfreundlich abgerundet werden, so dass jede künftige Einzeluntersuchung auf dieser hilfreichen Grundlage zu vertieften Einsichten gelangen kann.
Innsbruck Gerhard Köbler