Völkerrecht in Kiel. Forschung, Lehre und Praxis des Völkerrechts am Standort Kiel seit 1665, hg. v. Arnauld, Andreas von (= Veröffentlichungen des Walther-Schücking-Instituts für internationales Recht an der Universität Kiel 198). Duncker & Humblot, Berlin 2017. 592 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Das Völkerrecht als die Gesamtheit der die Rechte und Pflichten der Staaten und anderen Völkerrechtssubjekte enthaltenden Rechtssätze kann zwar nicht älter als das Recht und die Völker sein, aber doch entstanden sein, sobald das Recht und die Völker vorhanden waren. Das war in jedem Fall früher als die Eröffnung des akademischen Betriebs des Instituts für internationales Recht an dem Standort Kiel in dem Februar 1914, die der vorliegende Sammelband zu seinem Ausgangspunkt nimmt. Dessenungeachtet ist es sehr zu begrüßen, dass das älteste universitäre Institut für Völkerrecht in Deutschland, Europa und – wegen der seinerzeit andernorts wenig ausgeprägten Neigung zu einer Bildung von Instituten – wohl auch darüber hinaus seinen hundertsten Geburtstag zu einem Anlass nimmt, auf das seit 1665 bestehende Ordinariat des ius naturae et gentium in Kiel zurückzublicken.

 

Dies geschieht insgesamt in der Form neunzehner Beiträge, die zu einem beachtlichen Teil von dem Herausgeber selbst verfasst sind. Gegliedert ist der Band dabei in fünf Teile. Sie betreffen Institutionelles, Biographisches, Publizistisches, historische Schlaglichter und eine Dokumentation der Kieler Professoren und Professorinnen des Völkerrechts seit 1665 von Samuel Rachel aus Lunden in Dithmarschen über Lorenz Stein, Albert Hänel, Heinrich Triepel, Wilhelm van Calker, Walther Schücking, Paul Ritterbusch, Hermann von Mangoldt, Georg Dahm, Jost Delbrück und Rüdiger Wolfrum bis zu (Nr. 43) Andreas von Arnauld de la Perrière aus Hamburg und einigen Ergänzungen in einem angeschlossenen Hinweis, der völkerrechtlichen Habilitationen in Kiel und der Kieler Publikationen zu dem Völkerrecht zwischen 1900 und 1975.

 

In dem ersten Teil werden nacheinander die akademische Lehre des Völkerrechts in Kiel von der Gründung der Universität bis 1914, das Verhältnis der kaiserlichen Marine-Akademie zu der Lehre des Völkerrechts, die Anfänge des Instituts für internationales Recht in Kiel mit einer schwierigen Geburt, einer glücklichen Kindheit und einer heiklen Jugend sowie das Spannungsfeld von Identitätsaufgabe und Existenzbedrohung in der Zeit des Nationalsozialismus betrachtet, während Biographisches zu Theodor Niemeyer, Walther Schücking, Hermann von Mangoldt, Georg Dahm und Eberhard Menzel vorgetragen wird. Unter Publizistischem werden Seerecht, Krieg und Frieden, das Kriegsarchiv des Völkerrechts und das German Yearbook of International Law und seine Vorgänger beleuchtet. Historische Schlaglichter werden auf die Gründung der deutschen Gesellschaft für Völkerrecht unter Kieler Impuls, auf den rechtlichen Status des Nord-Ostsee-Kanal vor und nach der Erklärung der Regierung des Deutschen Reiches von dem 14. November 1936 und auf die Kieler Tagung der Deutschen Gesellschaft für Völkerrecht von dem März 1999 gerichtet, so dass der Band insgesamt vielfältige neue Erkenntnisse zu der Geschichte des Völkerrechts in Kiel bietet, die außer durch ein Verzeichnis der überwiegend in Kiel und Hamburg beheimateten Autoren auch durch ein Sachregister aufgeschlossen hätte werden können.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler