Treeck, Peter van, Korallenriffe. Lebendige Metropolen im Meer. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. Darmstadt 2017. 192 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Korallenriffe, so beginnt der Verfasser die Einleitung seines leicht verständlich formuliertn, vorzüglich bebilderten, größerformatigen Werkes, waren einst die Schrecken der Seefahrt und wurden als wissenschaftliche Untersuchungsgegenstand oder gar Paradies unter Wasser erst in der jüngeren Vergangenheit entdeckt. Dank moderner menschlicher Tauchtechnik sind sie seit Hans Hass vor Curaçao einzelnen Tauchpionieren und seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eigentlich jedermann unschwer zugänglich. Spätestens seit dieser Zeit sind sie jedoch auch in existentieller Gefahr.

 

Der die Schönheit der Korallenriffe bewundernde und ihre Gefährdung schildernde Verfasser hat an der Universität Duisburg/Essen Biologie, Kunst und Chemie studiert und dort an dem Institut für Ökologie in dem Jahre 2002 mit einer Dissertation unter dem Titel Beiträge zur Wiederbesiedlung natürlicher, seminatürlicher und künstlicher Riffsubstrate durch Steinkorallen und andere marine Invertebraten promoviert. Danach war er nach dem Klappentext in der Lehre und in der Forschung mit dem Schwerpunkt Evolution von Korallenriffen tätig. Seit 2009 unterrichtet er Biologie und Kunst an einem Gymnasium in Mülheim an der Ruhr.

 

Gegliedert ist das nach der Einleitung das Riff als eine maßgeblich von Organismen gebaute (biogene), von dem Meeresboden bis zu der Wasseroberfläche aufragende, ausreichend große und genügend stabile, einen facettenreichen, kleinräumig strukturierten Lebensraum für zahllose besonders angepasste Bewohner bildende Struktur definierende Werk in rund ein Dutzend Sachabschnitte. Sie betreffen die Steinkorallen als Baumeister der Riffe, die Entstehung der Riffe, die Verbreitung von Korallenriffen, die Aufbauprozesse, Umbauprozesse und Abbauprozesse im Riff, die Steuerungsfaktoren des Wachstums, die ökologischen Bedingungen und Bewohner der einzelnen Riffzonen, den Artenreichtum, die Riffe als fossile Zeugnisse der Erdgeschichte, die Bedeutung der Korallenriffe für den Menschen (Baustoffquelle, Küstenschutz, Nahrungsquelle, genetische Ressource, pharmazeutische Schatzkammer, Tourismus), die globale Bedrohung durch den Klimawandel und einzelne lokale Bedrohungen, den Riffschutz und die schwierigen Perspektiven für Riffe in dem dritten Jahrtausend. Da in den letzten Jahren die Fläche der tropischen Korallenriffe um etwa 25 Prozent zurückging, weitere 35 Prozent schwer geschädigt sind und bis 2030 ein Gesamtverlust von bis zu 50 Prozent vorhergesagt wird, müsste man nach dem Verfasser ein wirklicher Optimist sein, wenn man angesichts des globalen, von dem Menschen in seinen grenzenlosen Egoismus verursachten Klimawandels eine tatsächliche Perspektive für die Korallenriffe in der gegenwärtig bekannten Form sehen wollte.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler