Thiel, Matthias, Studien zu den Urkunden Heinrichs V., hg. v. Hartmann, Martina unter Mitarbeit v. Ewerling, Sarah/Nierhoff, Anna Claudia (= Monumenta Germaniae Historica – Studien und Texte 63). Harrassowitz, Wiesbaden 2017. XI, 140 S., 7 Abb., 1 Tab. Besprochen von Gudrun Pischke.
Aus dem seitens der Tochter der Monumenta Germaniae Historica übergebenen Nachlass von Matthias Thiel liegen hier seine wohl zwischen 2004 und 2014 entstandenen Studien vor. Thiel, von 1977 bis 1997 Ordinarius für historische Hilfswissenschaften in Göttingen, hatte 1984 die Edition der Urkunden Heinrichs V. übernommen und hat bis zu seinem Tod Anfang 2015 daran gearbeitet. Die insgesamt neun Studien sind im vorliegenden Band zu zwei Themenkomplexen zusammengestellt: Studien zu Kanzlei und Herrscheritinerar (Teil 1) und Studien zu einzelnen Diplomen (Teil 2).
In den „Datierungen der Kanzleinotare“ weist Thiel auf die als „radikale Vereinfachung“ (S. 3) zu sehenden Neuerungen des ab November 1119 zu greifenden dritten Notars Heinrichs V. im Vergleich mit seinen beiden Vorgängern, die bisherigem Brauch folgten, hin. Angehängt ist eine Tabelle der „Jahreskennzahlen der Notare Adalbert A und Adalbert B (1106-1118)“ (S. 29-36). In der zweiten Studie folgt auf die Untersuchung des Itinerars der Anfangsjahre des Königs, 1106 und 1107, der Blick auf die Variationen des Monogramms (s. dazu die Abbildungen am Ende des Bandes) während der gesamten Herrscherjahre. Vorab widerlegt Thiel zwei in der Literatur zu findende, nicht quellenmäßig zu belegende Aufenthalte Heinrichs V. im September und November 1106 in Sachsen (S. 38-41) und korrigiert den Winter-Reiseweg 1107 von Tennstedt-Quedlinburg-Goslar-[Quedlinburg]-Merseburg zu eher Tennstedt-Merseburg-Quedlinburg-Goslar (S. 42f.). In seinen Ausführungen zum Itinerar des ersten Italienzuges 1110/1111 (Aufbruch Ende August in Speyer, Rückkehr letzte Juni-Dekade in Passau) beschränkt sich Thiel außer auf Ergänzungen und Präzisierungen „vor allem auf Korrekturen des Bildes, wie es sich in Stumpfs Regesten und in der die chronikalischen Quellen einbeziehenden Darstellung der Jahrbücher Meyers von Knonau darbietet“ (S. 56), ohne dass letztendlich ein Zeiten und Orte ausweisender Weg Heinrichs V. und seines Heeres lückenlos und quellenbasiert nachgezeichnet werden konnte.
Diesen drei ausführlicheren, etwa zwei Drittel des Bandes umfassenden Studien folgen sechs kürzere zu einzelnen Diplomen. Es handelt sich dabei um Entstehung und Weiterverwendung einer „aus sechs verschiedenen Überlieferungen des 12. bis 17. Jahrhunderts“ (S. 77) rekonstruierten Urkunde für Sankt Georgen im Schwarzwald, um das gefälschte Diplom über den Bamberger Besitz in Oberviehbach, um ein bisher vernachlässigtes, 16 Zeilen umfassendes, einzig erhaltenes Autograph von Heinrichs V. Kanzler Adalbert (S. 87) mit Abdruck desselben (S. 92f.), um den Vertrag Heinrichs V. mit Papst Calixt II von 1119, um einen Entwurf zum Wormser Konkordat, eine bisher übersehene Handschrift, mit Abdruck des Textes (S. 108f.) (s. auch Abb. 6 im Anhang) und um den „wohl Ende 1122 niedergeschriebenen“ Brief Heinrichs V. an den Konvent von Cluny und dessen Abt Petrus (S 110, Druck S.120). Neben je einem Personenregister und Ortsregister gibt es noch ein Urkundenregister (DH IV – DF I) sowie Konkordanzen Thiel-Stumpf (mit mehr als 100 weiteren Diplomen gegenüber Stumpf) und Stumpf-Thiel.
Bovenden Gudrun Pischke