Thiel, Matthias, Studien zu den Urkunden Heinrichs V., hg. v. Hartmann, Martina unter Mitarbeit von Ewerling, Sarah/Niehoff, Anna Claudia (= Monumenta Germaniae Historica, Studien und Texte 63). Harrassowitz, Wiesbaden 2017. XI, 140 S., 7 Abb., 1 Tab. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Der an unbekanntem Ort vielleicht an dem 11. August 1086 als Sohn Heinrichs IV. geborene Heinrich V. war der vierte und letzte deutsche König aus dem mit Konrad II. an die Herrschaft gelangten Geschlecht der Salier. Er entmachtet 1105 seinen 1050 geborenen. als Kind zu dem Königtum gelangten und sich in den Investiturstreit mit Papst Gregor VII. verstrickenden, glücklosen, 1106 verstorbenen Vater und schließt 1122 mit dem Papst das ausgleichende Wormser Konkordat. Bis zu dem Erscheinen der vollständigen Druckausgabe seiner Urkunden wurden 2010 in einer digitalen Vorabedition die Nummern, Kopfregesten, Datierungen und Texte der insgesamt 347 Urkunden des Herrschers und der Königin Mathilde, hg. v. Matthias Thiel unter Mitwirkung von Alfred Gawlik (1936-2011) (ohne Vorbemerkungen, Variantenapparat oder Kommentar) ediert (http://www.mgh.de/ddhv).

 

Der in Trier-Ehrang an dem 21. April 1929 geborene, in Göttingen von 1977 bis zu seiner Emeritierung als Ordinarius für historische Hilfswissenschaften wirkende, in Göttingen an dem 30. Januar 2015 gestorbene Matthias Thiel hatte 1984 von seinem Lehrer Peter Acht den Editionsauftrag für die Urkunden Kaiser Heinrichs V. und seiner Gemahlin Mathilde erhalten. Während der anschließenden Beschäftigung mit diesem wichtigen Gegenstand kam er nach dem kurzen Vorwort der Herausgeberin zu der Überzeugung, dass bestimmte Themen und besonders problematische einzelne Diplome zwecks Entlastung der in Arbeit befindlichen Edition in eigenen Studien behandelt werden sollten. Sechs entsprechende, vermutlich ab 2004 geschaffene Arbeiten wurden 2006 den Monumenta Germaniae Historica  für eine Publikation überlassen, aber wegen der Forderung des Präsidenten nach weiteren Beiträgen für eine Drucklegung zunächst nicht gedruckt, so dass sie erst jetzt unter Ergänzung um drei andernorts aufgefundene Untersuchungen posthum der Öffentlichkeit vorgelegt werden können.

 

Sie betreffen in sachlicher Anordnung die Datierungen der Kanzleinotare, das Itinerar der Jahre 1107´und 1107 einschließlich der Entwicklung der Monogramme, das Itinerar des ersten Italienzugs von 1110/1111, die Entstehung und Weiterverwendung des Diploms 32, das gefälschte Diplom Thiel +39, ein Autograph des Kanzlers Adalbert, den Vertrag Heinrichs V. mit Papst Calixt II. von 1119, einen Entwurf zu dem Wormser Konkordat (D 240) und den Brief Kaiser Heinrichs V. an dem Konvent von Cluny (D 245). Ein Register der Urkunden, Namen und Orte, Konkordanzen Thiel-Stumpf und Stumpf-Thiel sowie sieben Abbildungen runden den schmalen Band ab. Möge sein Erscheinen dazu beitragen, dass die vollständige Edition der Diplome des bereits vor seinem vierzigsten Geburtstag verstorbenen Kaisers ein baldiges glückliches Ende findet.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler