Sparen – Geschichte einer deutschen Tugend (= Ausstellungskatalog), hg. v. Muschalla, Robert/Deutsches Historisches Museum. Theiß, Darmstadt 2018. 288 S., 200 Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Bereits Tiere verfügen über Erfahrung und wohl darauf gegründetes Wissen, dass Zeiten von Überfluss an Nahrung auch Zeiten von Mangel folgen können, so dass sie etwa während des Sommers Vorräte anlegen, von denen sie in dem Winter zehren. Eine entsprechende Einsicht hat sich auch der Mensch zu eigen gemacht und in dem Gefolge seiner allmählichen Sesshaftwerdung zunehmend ausgebaut. Aus dieser Überlegung ist letztlich der Gedanke des Sparens entstanden.

 

Mit einem seiner Teilaspekte befassen sich die derzeit laufende Ausstellung des Deutschen Historischen Museums in Berlin und ihr zugehöriger Katalog. Zwar wird in dem Rahmen der jeweiligen Möglichkeiten weltweit mehr oder weniger gespart. Aber die in Frankreich 1611 sichtbare Idee der Annahme und Verwaltung von Spardarlehen durch besondere Unternehmen setzt sich auch in dem Heiligen römischen Reich bereits in dem 18. Jahrhundert durch.

 

Zeitliche Schwerpunkte der vorliegenden Veröffentlichung sind der erste Weltkrieg, die dadurch verursachte Inflation des Geldwerts, die während der nationalsozialistischen Herrschaft erwachsenden Veränderungen, das dem zweiten Weltkrieg folgende so genannte Wirtschaftswunder und die spätere Finanzkrise. Ausstellungsgegenstände sind etwa Sparbücher, Sparkarten, Sparautomaten, Spardosen, Sparbroschüren oder vielfältige Werbung für Sparen von der ersten Sparkasse bis in die Gegenwart. Sehr oft ist in diesen langen bewegten Zeiten der brave Sparer nicht für seinen ehrlichen Fleiß belohnt, sondern in dem Ergebnis durch vielfältige Täuschungen um die Früchte seiner entbehrungsreichen Anstrengungen gebracht worden, weil Vorteile am ehesten den besonders Wachsamen zugutekommen und Enttäuschungen in dem Rahmen des insgesamt deutlich wachsenden Volkseinkommens vor allem durch geschickte Werbung verharmlost werden.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler