Padovani, Andrea, Dall’alba al crepusculo del commento. Giovanni da Imola (1375 ca. - 1436) e la giurisprudenza del suo tempo (= Studien zur europäischen Rechtsgeschichte 303). Klostermann, Frankfurt am Main 2017. XIV, 320 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Wenn die mittelalterliche Rechtswissenschaft mit den Glossen des Irnerius beginnt, so sind seit diesem Anfang bis zu Giovanni da (oder Johannes von Imola) rund 300 Jahre vergangen. Die Zahl der in dieser Zeit ausgebildeten Juristen dürfte europaweit erheblich gewachsen sein. Dessenungeachtet sind Leben und Werke auch der bekanntesten und bedeutendsten unter ihnen wohl noch längst nicht ausreichend erforscht sein.

 

Das vorliegende Werk des Verfassers geht auf eine Anregung seines ersten Lehrers in Bologna vor mehr als 40 Jahren (Guido Rossi) zurück, die er aber zu Gunsten des von Bruno Paradisi von der Sapienza geäußerten Vorschlags der Beschäftigung mit der dottrina delle sostituzioni zurückstellte. Nach vielen anderen Untersuchungen hat er sich diesem älteren Anliegen aber wieder zugewandt und ihm eine ausführliche Darstellung gewidmet, die sich in fünf Kapitel gliedert. Diese betreffen die Kommentatoren seit Accursius insgesamt, das Leben Giovanni da Imolas, die Werke, die gedankliche Spannweite und die Juristen und die Rechtskultur in Imola.

 

Dabei verfolgt der Verfasser sehr sorgfältig das Leben des bei Baldus, Francesco Ramponi und Johannes von Lignano ausgebildeten, später in Pavia, Siena und Bologna tätigen Gelehrten von seiner Herkunft und Prägung bis zu dem Tod und den Nachkommen sehr sorgfältig. Bei den Schriften lassen sich neben zivilistischen Werken vor allem auch kanonistische Darstellungen nachweisen, die Johannes zu einem der bedeutendsten Kommentatoren der Dekretalen Gregors IX. werden ließen. Abgerundet wird das interessante und weiterführende Werk durch einen Anhang vierer weiterer Schriften, eine umfangreiche Bibliographie (S. 237-275), einen Index der kommentierten Quellen und der ungedruckten Gutachten und Quaestiones, ein Verzeichnis der Personen und Orte sowie schließlich ein Verzeichnis der verwendeten Handschriften, die sich gewissermaßen auch örtlich „von der Morgenröte bis zu der Abenddämmerung“ in Aberdeen, Arezzo, Augsburg, Bamberg, Barcelona, Bologna, Breslau, dem Vatikan, Clitheroe, Eichstätt, Erfurt, Erlangen, Escorial, Florenz, Frankfurt am Main, Gießen, Göttingen, Hildesheim, Klosterneuburg, Königsberg, Krakau, Leipzig, London, Lucca, Lüneburg, Lyon, Madrid, Mantua, Massa Marittima, Mailand, Modena, München, Neapel, New York, Nürnberg, Oxford, Palermo, Partridge Green, Perugia, Pisa, Prag, Ravenna, Rom, Salzburg, Seitenstetten, Seu de Urgell, Siena, Spikkestad, Stockholm, Stuttgart, Tarazona, Tübingen, dem Vatikan, Venedig und Wien und damit an mehr als fünfzig Orten fast der gesamten christlich gebildeten Welt verorten lassen.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler