Nussbaum, Martha/Levmore, Saul, Älter werden. Gespräche über die Liebe, das Leben und das Loslassen. Theiss, Darmstadt 2018. 272 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Gegenüber den Anfängen der Menschheit ist die Lebenserwartung bis in die Gegenwart aus zahlreichen Gründen, zu denen vor allem in den entwickelten Ländern der Erde in erster Linie die bessere Ernährung und die fortschrittlichere Medizin zählen, deutlich gestiegen. Immer mehr Einzelne erreichen ein so hohes Alter, wie es sich ihre Vorgänger in ihren kühnsten Träumen kaum erhoffen konnten. Damit entstehen viele neue Möglichkeiten, die allerdings auch von neuen Schwierigkeiten begleitet sein können.

 

Mit diesen vielfältigen Fragen beschäftigt sich das vorliegende Werk der Philosophin und Professorin für Rechtswissenschaft und Ethik der Universität Chicago Martha Nussbaum und des an der Yale University in Wirtschaftswissenschaft und Recht ausgebildeten, seit 1998 ebenfalls an der Universität Chicago tätigen Saul Levmore. Sie gliedern ihr Werk nach Danksagungen und Einleitung in insgesamt acht Kapitel. Diese betreffen das Lernen von König Lear, Richtlinien für den Eintritt in den Ruhestand, das Altern mit Freunden, die alternden Körper, den Blick zurück, Liebe und Sexualität jenseits des mittleren Lebensalters, die Ungleichheit in Bezug auf eine alternde Bevölkerung und die Großzügigkeit.

 

In ihren vielfältigen Fragen und Antworten wechseln sich Martha und Saul sowie Saul und Martha dabei immer wieder ab und behandeln etwa so bedeutsame Fragen wie die Frage, ob Falten glamourös sein können. Behandelt werden dabei nach König Lear etwa Cicero, Richard Strauss, Shakespeare, Benjamin Franklin, Ivana Trump und viele andere Menschen sowie Themen wie die Gefährlichkeit von Verallgemeinerungen, die Verteilung der Güter, die Kosten der Pflege, der Wert der Freundschaft, der Werdegang der Zellen, die rückwärtsgewandten Emotionen, Lüge und Wahrheit, Lebensgemeinschaft und Abenteuer, Armut und Altruismus sowie zahllose andere wichtige Bereiche. Insgesamt kommen die beiden erfahrenen und belesenen Autoren aus ihrer von Erfolg gekrönten Berufslaufbahn zu vielen interessanten Ausführungen und Einsichten, nach denen es sich aus ihrer Sicht lohnt, das Alter bewusst und offen anzunehmen und aus dem unvermeidlichen Schicksal die bestmögliche optimistische Gestaltung zu entwickeln, womit sie hoffentlich möglichst viele Leser überzeugen und bis an das Lebensende gewinnen können.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler