Martin Le Franc, Agreste otium. De bono mortis, hg. und übersetzt v. Schwitter, Raphael (= Monumenta Germaniae Historica, Quellen zur Geistesgeschichte des Mittelalters 30). Harrassowitz, Wiesbaden 2018. CXXXV, 300 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Martin le Franc wurde um 1410 in der Grafschaft Aumale in der Normandie geboren, erwarb in Paris den Grad eines Magister artium, wurde nach der Wahl des Gegenpapsts Felix V.  dessen apostolischer Protonotar und Sekretär und erwarb dadurch beachtliche Güter, die ihm auch nach dem Rücktritt des Gegenpapsts von seinem Amt verblieben. Sein wichtigstes Werk als Autor ist der zwischen 1441 und 1442 mit 24384 Versen entstandene, Herzog Philipp dem Guten gewidmete Le Champion des Dames. Von der zurückhaltenden Aufnahme war er jedoch ziemlich enttäuscht.

 

Der vorliegende Band enthält den Erstdruck zweier Dialoge des französischen Klerikers und Autors. Angeregt wurde er durch Claudia Märtl, verfasst von dem Herausgeber während eines dreijährigen von dem schweizerischen Nationalfonds in dem Rahmen eines Stipendiums geförderten Forschungsaufenthalts bei den Monumenta Germaniae Historica in München. Peter Stotz, Claudia Märtl und Veronika Lukas haben unter großem zeitlichem Aufwand und mit Sprachgefühl und Sachverstand den lateinischen Text und die deutsche Übersetzung korrigiert und die Edition nach den eigenen Worten des Herausgebers vor zahlreichen Fehlern bewahrt.

 

Die Ausgabe beginnt mit einer umfangreichen Einleitung des Herausgebers zu Autor und Werk., in der Agreste otium auf den September 1451 und De bono mortis auf 1437 datiert werden. Die Edition bietet jeweils links den lateinischen Text und rechts die deutsche Übersetzung. Ein Register der insgesamt 22 Handschriften, der Stellen, Namen und Wörter (von abhominatio bis zephirus), so dass insgesamt eine bisher bestehende Editionslücke der mittellateinischen Literatur in überzeugender Weise geschlossen werden konnte.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler