Lötzsch, Ulrike, Joachim Georg Darjes (1714-1791). Der Kameralist als Schul- und Gesellschaftsreformer (= Veröffentlichungen der historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe 45). Wien, Böhlau 2016. 372 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Joachim Georg Darjes wurde als Sohn des Predigers der Marienkirche in Güstrow in Mecklenburg und seiner an den Folgen der Geburt des Zwillingskindes versterbenden Mutter an dem 23. Juni 1714 geboren. In Rostock studierte er ab 1728 Theologie und Philosophie, in Jena ab 1731 Philosophie, Mathematik und Kirchengeschichte, woraufhin er 1735 mit 21 Jahren Magister der Theologie wurde. Da ihm eine ohne sein Wissen veröffentliche Abhandlung über die philosophische Erklärbarkeit der Dreieinigkeit Gottes den Vorwurf der Gottlosigkeit einbrachte, wandte er sich anderen Fachgebieten und wurde 1739 Doktor der Jurisprudenz und 1744 Professor für Moral und Politik. 1763 wechselte er nach Frankfurt an der Oder, wo er die Kameralwissenschaft einführte und eine Gesellschaft zu der Förderung der Wissenschaften und Künste gründete.

 

Die vorliegende Studie ist die von Leonhard Friedrich betreute, in dem Wintersemester 2013/2014 von der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften der Universität Jena angenommene Dissertation der 1981 geborenen Verfasserin. Sie gliedert sich nach einer Einleitung in vier Sachkapitel. Sie betreffen das allgemeine Menschenbild und Erziehungsverständnis, den Weg zu einer erneuerten Schule, die Aufgabe der Hochschule und des Hochschullehrers sowie das Sozietätenwesen als ein Muster gesellschaftlicher Institution.

 

Demnach war Darjes frühreif und vielseitig interessiert, wobei er Schüler Christian Wolffs wurde. Als seine bekannteste juristisch-systematische Gedankenfrucht ist die Durchbildung des erbrechtlichen Parentelensystems anzusehen, das die Verfasserin in ihrem Anhang hilfreich in die angefügten Übersichten der Lehrveranstaltungen und Veröffentlichungen einordnen kann. Insgesamt gelingt ihr auf diese Weise eine ansprechende Gesamtschau zu Darjes, den sie in erster Linie als Kameralisten und Bildungsreformer erklärt.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler