Huber, Gerald, Konradin, der letzte Staufer. Spiele der Macht (= kleine bayerische biographien 444). Pustet, Regensburg 2018. 149 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Zu den großen Familien der deutschen Geschichte gehören auch die Staufer, die in Schwaben in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts erkennbar werden, 1079 das Herzogtum Schwaben und 1138 wegen ihrer 1079 erfolgten Heiratsverbindung mit dem ihnen vorangehenden Geschlecht der Salier in einem Wettbewerb mit den Welfen die Stellung als Könige des Heiligen römischen Reiches erlangen. Unter Friedrich I. Barbarossa und seinem Enkel Friedrich II. steigen sie zu europäischem Rang auf. Mit Konradin als dem letzten legitimen männlichen Erben sterben sie 1268 ziemlich glücklos aus.
Konradin wurde als Sohn des an 1228 in Andria in Apulien geborenen, 1237 auf den Thron des Heiligen römischen Reiches als König erhobenen, bei Lavello an dem 21. Mai 1254 gestorbenen Konrad IV. und Elisabeths von Wittelsbach (sowie Enkel Friedrichs II.) auf der Burg Wolfstein bei Landshut an dem 25. März 1252 geboren und wuchs unter der Vormundschaft der Oheime Ludwig II. und Heinrich III. von Bayern an dem Hofe Ludwigs auf, so dass er trotz der Herkunft der Staufer aus Schwaben fraglos auch zu den Bayern gezählt werden darf. Sein Erbe in Italien wurde von seinem dortigen Onkel Manfred verwaltet, der sich 1258 zu dem König beider Sizilien krönen ließ. Sein ursprünglicher Name Konrad, unter dem er von 1254 bis 1268 Herzog von Schwaben, von 1254 bis 1258 König von Sizilien und von 1254 bis 1268 König von Jerusalem war, wurde in Italien zu dem ironischen Diminutiv Corradino umgeformt, auf Grund dessen er als Konradin in Erinnerung blieb.
Mit seinem kurzen Leben beschäftigt sich der vorliegende schlanke Band des 1962 geborenen, in Geschichte und Germanistik in Regensburg und München ausgebildeten, als Rundfunkjournalist des Bayerischen Rundfunks wirkenden Verfassers. Gegliedert ist er nach einem kurzen Vorwort (Konradin lebt) in sechs Abschnitte über Marksteine der Stauferherrschaft, Erziehung zum König, die Würfel fallen, Endspiel, das Erbe und den verbliebenen Mythos Konrad. An dem Ende seines interessanten Überblicks über den in Neapel an dem 29. Oktober 1268 von Karl I. von Anjou, der ihn nach einer päpstlichen Belehnung mit Sizilien bei Tagliacozzo an dem 23. August 1268 geschlagen hatte, auf dem Marktplatz öffentlich mit einigen Begleitern vielleicht ohne vorherigen Prozess hingerichteten sechzehnjährigen Konradin stellt der Verfasser, der ein Wenn und ein Aber in der Geschichte ansprechend ablehnt, fest: Wenn Konradin erfolgreich die staufische Idee eines deutschen Erbreichs durchsetzen hätte können, wäre Deutschland heue vielleicht um vieles (wie Territorialfürsten, Bürger, Kaufleute und Städte sowie gesellschaftliche und kulturelle Blütezeiten) ärmer.
Innsbruck Gerhard Köbler