Die Weimarer Reichsverfassung ist die von dem linksliberalen Berliner Staatsrechtler Hugo Preuß seit 15. 11. 1918 entworfene, an dem 31. 7. 1919 von der zwischen dem 6. 2. und dem 11. 8. 1919 tagenden Weimarer Nationalversammlung (9,6 Prozent Frauen) beschlossene und an dem 11. 8. 1919 verkündete Verfassung des (zweiten) Deutschen Reiches (von 1871). Sie wird also demnächst einhundert Jahre alt. In einem Vorgriff hierauf kann sie bereits jetzt rückblickend wiederum gewürdigt werden.
Dieser Aufgabe unterzieht sich in dem vorliegenden Werk der in Bottrop 1955 geborene, nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Bochum nach der ersten 1977 abgelegten juristischen Staatsprüfung 1979 mit einer Dissertation über Asylrecht und Asylverfahren promovierte, 1983 noch vor der zweiten juristischen Staatsprüfung (1984) mit einer Schrift über den parlamentarischen Gesetzgeber und das Bundesverfassungsgericht an der Fernuniversität Hagen habilitierte und über Mainz und Halle 1993 nach Bielefeld berufene Verfasser. Er hat sich bereits 1991 mit Weimar als wehrloser Republik und 1997 mit der Weimarer Reíchsverfassung auseinandergesetzt. Hierauf nimmt das Vorwort in Gegensatz zu dem kurzen Hinweis auf die Literatur aber nicht ausdrücklich Bezug.
Gegliedert ist das Werk in insgesamt zehn Kapitel. Sie behandeln was wir von der Weimarer Verfassung wissen können, die Entstehungsgeschichte als Zugang zur Weimarer Verfassung, die Weimarer Verfassung als Richtungsstreit, das gemischte Demokratiekonzept der Weimarer Verfassung, pluralistische und parlamentarische Demokratie, den Weg von der parlamentarischen Republik zu der präsidialen Republik, den Republikschutz (vom Verfassungsschutz zu der Verfassungsbeseitigung), Grundrechte und Grundpflichten als Sozialverfassung der Republik, demokratische Verfassungsänderung – Selbstschutz oder Selbstpreisgabe der Verfassung - sowie Verfassung als Chance – Chancen einer Verfassung mit der Weimarer Reichsverfassung als Meilenstein von Freiheit und Demokratie in der Verfassungsgeschichte. Da das neue Werk unmittelbar nach seinem Bekanntwerden das Interesse eines sachkundigen Rezensenten erweckt hat, genügen an dieser Stelle die wenigen formalen Kennzeichnungen der Franz-Peter Gillig gewidmeten Schrift.
Innsbruck Gerhard Köbler