Fetzer, Günther, Droemer Knaur. Die Verlagsgeschichte 1846-2017. Droemer, München 2017. 544 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Die zivilisatorisch-wirtschaftliche Entwicklung des Menschen hat eine gewisse Befreiung von der unmittelbaren Nahrungssuche mit sich gebracht, so dass seit der Urbanisierung und der Maschinisierung immer mehr Einzelne ihre Selbstverwirklichung in der Herstellung bloßer, anderen dauerhaft mitteilbarer Gedankengebilde versuchen können. In der Regel sind solche Autoren wirtschaftlich nur wenig erfahren, so dass zur öffentlichen Verbreitung und wirtschaftlichen Verwertung möglichst geschickte Vermittler benötigt werden. Seit der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern haben diese wichtige Aufgabe in Arbeitsteilung mit den Druckern die besonderen Verleger übernommen, die mittelbar von ihren Veröffentlichungserfolgen ihrer Autoren leben.

 

Einen einzelnen Ausschnitt ihrer Erfolge behandelt der 1946 geborene, in Mainz und München in Germanistik, Politologie, Soziologie und Publizistik ausgebildete, in München 1976 über Wertungsprobleme in der Trivialliteraturgeschichte promovierte Verfasser, der nach einer wissenschaftlichen Mitarbeit an dem deutschen Literaturarchiv in Marbach bei den Verlagen Hanser, Heyne, Scherz und Droemer Knaur Kindler wirkte. Nach seinen ausführlichen, nach einer Vorbemerkung in sechs chronologisch gereihte Kapitel (1846-1901, 1901-1933, 1934-1945, 1945-1981, 1981-1998, 1998-2017) gegliederten Untersuchungen wurde die in Leipzig 1846 von Theodor Knauer gegründete Buchbinderei 1884 von dem nachfolgenden Sohn um einen allmählich den Buchstaben e des Namens Knauer aufgebenden Verlag erweitert, der rechtsfrei gewordene und damit kostengünstige Werke von Klassikern vor allem in Warenhäusern vertrieb. Nach dem Übergang an Gabriel Hendelsohn (1901) und dem Erscheinen eines einbändigen (Knaurs) Lexikons für 2,85 Mark in dem Jahre 1931 öffnete sich dem Verlag auch der allgemeine Buchhandel.

 

In dem Januar 1934 wurden die Anteile der jüdischen, in die Vereinigten Staaten von Amerika auswandernden Brüder Hendelsohn. arisiert und wurde danach unter dem bereits 1902 als Verlagsvertreter eingetretenen Adalbert Droemer das Verlagsprogramm zwischen Opportunismus und Kollaboration angepasst, wobei der Typ des billigen Buches weiter durchgesetzt werden konnte. Bei einem Umsatz von 35 Millionen Deutsche Mark ging der Verlag 1981 an die seit 1971 beteiligte Verlagsgruppe Holtzbrinck, wonach 1999 Weltbild hälftiger Partner wurde. Zwar endete die Partnerschaft 2013, doch hält der mit dem Verlagsgeschäft aus jahrzehntelanger Arbeit bestens vertraute Autor das Unternehmen auch nach 170 Jahren für die Zukunft des sich ständig wandelnden Vertriebs von Gedankengebilden für gut gerüstet

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler