Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm, Deutsches Wörterbuch, Neubearbeitung, hg. v. d. Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Band 5, Lieferung 7 Büffelkuh – Cyberspace, bearbeitet in der Arbeitsstelle Göttingen v. Bambek, A. u. a. Hirzel, Stuttgart 2018. Sp. 961-1172. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Als die in Hanau als Enkel eines reformierten Geistlichen und Söhne eines Amtmanns 1785 und 1786 geborenen Brüder Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, die 1830 und 1835 nach zahlreichen philologischen Arbeiten Professoren an der fortschrittlichen Universität in Göttingen geworden waren, 1837 gegen den Verfassungsbruch ihres Landesherrn ihre Stimme erhoben, verloren sie mit fünf Kollegen Amt und Auskommen. Auf der Suche nach einem neuen Einkommen begannen sie ein auf zehn Bände berechnetes Deutsches Wörterbuch des mit der Neuzeit beginnenden, dem Indogermanischen, Germanischen, Althochdeutschen, Altsächsischen, Altniederfränkischen, Mittelhochdeutschen, Mittelniederdeutschen und Mittelniederländischen folgenden Neuhochdeutschen und wurden daraufhin 1840/1841 an die noch neuere Universität Berlin berufen. 1854 war der erste Band von A bis Biermolke der Allgemeinheit übergeben, 1860 der zweite Band von Biermörder bis zu dem Ende des Buchstabens D und 1862 der dritte Band von E bis Forsche, doch starb nach Wilhelm Grimm auch Jacob Grimm 1862 über der Bearbeitung des Wörterbuchartikels Frucht.

 

Nach einiger Unterbrechung setzten Nachfolger seit 1868 mit öffentlichen Mitteln die mühsame fruchtbare Sammeltätigkeit fort und veröffentlichten 1878 den Band IV, I, 1 von Forschel bis Gefolgsmann, 1897 den Band IV, I, 2 von Gefoppe bis Getreibs, 1911 den Band IV, I, 3 von Getreide bis gewöhniglich, 1949 den Band IV, I, 4 von gewöhnlich bis Gleve, 1958 den Band IV, I, 5 von Glibber bis Gräzist, 1935 den Band IV, I, 6 von Greander bis Gymnastik, 1877 den Band IV, II mit H, I, J, 1873 den Band V mit K, 1885 den Band VI mit L und M, 1889 den Band VII mit N, O, P und Q, 1893 den Band VIII von R bis Schiefe, 1899 den Band IX von schiefeln bis Seele, 1905 den Band X, I von Seeleben bis sprechen, 1919 den Band X, II, 1 von Sprecher bis Stehuhr, 1941 den Band XII, II, 2 von Stehung bis stitzig, 1957 den Band X, III X, III von Stob bis strollen, 1942 den Band X, IV von Strom bis Szische, 1935 den Band XI, I, 1 von T bis treftig, 1952 den Band XI, I 2 von Treib bis tz, 1936 den Band XI, II von U bis umzwingen, 1936 den Band XI, III von un bis Uzvogel, 1956 den Band XII, I von V bis verzwunzen, 1951 den Band XII, II von Vesche bis vulkanisch, 1922 den Band XIII von W bis wegzwitschern-zwiesel, 1955 den Band XIV, I 1 von Weh bis Wendunmut, 1960 den Band XIV, I, 2 von wenig bis Wiking und den Band XIV, II von Wilb bis Ysop, 1956 den Band XV von Z bis Zmasche und 1954 den Band XVI von Zobel bis Zypressenzweig sowie 1971 ein umschließendes Quellenverzeichnis. Von 1837 bis 1960 waren so in 16 (in 33 Buchbindereinheiten) aufgeteilten Bänden zu den 26 Buchstaben des Alphabets anscheinend (A) 9576, (B) 13797, (C) 492, (D) 7249, (E) 10169, (F) 14282, (bereinigte Zwischensumme 55565,) (G) 32931, (H) 13989, (I) 835, (J) 1646, (K) 17878, (L) 7897, (M) 9123, (N) 6812, (O) 2691, (P) 9083, (Q) 1125, (R) 10096, (S) 57674, (T) 15244, (U) 15313, (V) 16707, (W) 30137, (X) 12, (Y) 24 und (Z) 14301 und damit bereinigt 319083 neuhochdeutsche, inzwischen freilich teilweise auch bereits veraltete  Stichwörter vorgelegt. Der jeweilige Bearbeitungsstand erstreckte sich wegen der langen Bearbeitungsdauer dementsprechend von 1838 bzw. 1854 bis 1961 und damit über 133 Jahre, in denen sich Zielsetzung und Arbeitstechnik zwar nicht vollständig, aber doch durchaus beachtlich wandelten.

 

Dementsprechend entstand bereits vor dem vollständigen Abschluss der Arbeiten der Plan einer gemeinsamen Neubearbeitung der von den Brüdern Grimm selbst verfassten, an dem Ende der Tätigkeiten am stärksten veralteten Strecke von A bis F durch die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, deren Tätigkeit von 1980 (Göttingen) bzw. 1992 (Berlin) durch das von Bund und Ländern getragene Akademieprogramm gefördert wurde. Aufgabe der Göttinger Arbeitsstelle war zunächst die Strecke D bis F, wofür bald umfangreiches Arbeitsmaterial in einem Wortarchiv in das Internet gestellt wurde, Aufgabe der Berliner Arbeitsstelle die Bearbeitung der Strecke von A bis C. Die Berliner Arbeitsstelle beendete ihre Tätigkeit an dem Ende des Jahres 2012, ohne ihr Ziel vollständig zu erreichen, die Göttinger Arbeitsstelle nach einer zusätzlichen Übernahme der Strecke von Betrieb bis Ende C an dem Ende des Jahres 2016, wobei Band 1 von A bis Affrikata 1983, Band 2 von Affront bis ansüßen 1998, Band 3 von Antagonismus bis azyklisch 2007, Band 4 von B bis Betreung 2013, Band 5 von Betrieb bis Cyberspace vor wenigen Tagen 2018, Band 6 von D bis D-Zug 1983, Band 7 von E bis Empörer 1993, Band 8 von emporheben bis exzitieren 1999 und Band F von F bis Fux 2006 mit insgesamt 52500 Ansätzen abgeschlossen werden konnten.

 

Demnach enthält die 57 Jahre nach Abschluss der Erstbearbeitung aller 26 Buchstaben nun ebenfalls abgeschlossene Neubearbeitung der sechs Buchstaben von A bis F insgesamt 3065 Ansätze weniger als die ursprüngliche Erstbearbeitung durch die Brüder Grimm, obgleich seit 1862 zahlreiche neue Wörter des Neuhochdeutschen geschaffen oder aufgenommen wurden. In Gegensatz zu der inzwischen erfreulicherweise zu dem Wohle der Allgemeinheit vollständig von A bis Z in das Internet gestellten Erstfassung ist sie bislang nur in der glücklicherweise nunmehr abgeschlossenen Druckfassung greifbar, so dass eine digitale Publikation noch ein wichtiges und eigentlich sprachgeschichtlich selbverständliches Desiderat für die Weltsprache Deutsch ist. Möge auf dieser von den Brüdern Grimm geplanten und begonnenen und jetzt unter großem Druck abgeschlossenen Grundlage das durch das Neuenglische bedrohte Deutsche auch in der sich rasant entwickelnden digitalen Welt zwischen Endlichkeit und Unendlichkeit eine ihm gebührende Zukunft finden.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler