Czeschick, Björn, Das Land- und Stadtgericht Büren 1815-1849 (= Wissenschaftliche Schriften der WWU Münster III 22). Münsterscher Verlag für Wissenschaft, Münster 2017. VII, 251 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Büren nahe Paderborn und nördlich des Sauerlands wird 1095 erstmals erwähnt, wobei eine dem heiligen Gangolf geweihte Kirche des auf dem linken Ufer der Alme liegenden Dorfes (heute Menkenberg/Bühl) in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts entstanden sein könnte. Um 1150 errichteten die aus Deifeld nördlich Winterbergs in dem Gefolge der Grafen von Schwalenberg kommenden Edelherren von Büren eine Burg an dem Einfluss der Afte in die Alme. 1195 beschlossen der Bischof von Paderborn und die Edelherren von Büren die Anlage einer Stadt, wobei auf der Südseite der Burg etwa dreißig Hausstätten errichtet wurden.
Mit einem späteren Teilaspekt der Geschichte Bürens beschäftigt sich die von Peter Oestmann betreute und 2017 von der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Münster angenommene Dissertation des zeitweise an dem Lehrstuhl seines Betreuers tätigen Verfassers. Sie gliedert sich nach einer Einleitung über Gliederung und Ziel, Forschungsstand und Quellen in sechs Sachkapitel. Sie betreffen die Justizorganisation (in weltpolitisch bewegter Zeit) zwischen 1802 und 1817, den Gerichtssprengel Büren, das ehemalige Jesuitenkolleg als Gerichtsgebäude, die Stellung in dem Staatsapparat Preußens, den Gerichtsalltag und das Ende des Landgerichts und Stadtgerichts Büren.
Schwerpunkt der durch 26 Abbildungen veranschaulichten Arbeit ist nach der Einleitung des Verfassers nicht die Rechtsprechung oder die juristische Behandlung einzelner Streitsachen, sondern die Schilderung der Rahmenbedingungen, unter denen die Rechtspflege in Büren stattfand, welche Maßnahmen Gericht und vorgesetzte Behörden trafen, um mit diesen Rahmenbedingungen umzugehen, und wie sich innerhalb dieser Rahmenbedingungen der Alltag an dem Gericht gestaltete. In seinem auch aus ungedruckten Quellen geschaffenen Gesamtergebnis kann der Verfasser zeigen, dass ein großer, ungünstig zugeschnittener Gerichtssprengel, beengte Räume und ein starker Arbeitsanfall den Alltag an dem Gericht in der Untersuchungszeit bestimmten. Zahlreiche kleine „Geschichten“ vermitteln einen sachlichen Einblick in die schlichte Wirklichkeit der preußischen Rechtspflege (Richter, Juristen in der Ausbildung, Subalterne wie Aktuare und Boten) in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zu der durch Verordnung von dem 2. Januar 1849 verfügten Überleitung des größten Teiles des bisherigen Gerichtssprengels Büren in das Kreisgericht Paderborn und der Gemeinden Oesdorf und Westheim in das Kreisgericht Warburg.
Innsbruck Gerhard Köbler