Briefe der Liebe – Henriette von der Malsburg und Georg Ernst von und zu Gilsa 1765 bis 1767, hg. v. Leuschner, Ulrike (= Veröffentlichungen der historischen Kommission für Hessen 46 = Kleine Schriften 15). Historische Kommission für Hessen, Marburg 2018. 272 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Seit seiner Entstehung hat der Mensch einen festen, aus unterschiedlichen organischen Massen zusammengesetzten Körper, der sich von der Empfängnis bis zu dem Tode unaufhörlich nach wohl vorgegebenen Regeln verändert. In ihm sind an unbekannter Stelle in unbekannter Weise unterschiedlichste unkörperliche Gedanken und Gefühle möglich, die sich nur bedingt erklären und gestalten lassen. Zu ihnen zählt vielleicht von unbekannten vormenschlichen Anfängen an auch die letztlich der Arterhaltung dienende Liebe, die kaum überbietbare Freuden und ebenso wenig beherrschbare Leiden verursachen kann.

 

Mit den quellenmäßig belegten Auswirkungen eines vergangenen Einzelfalls befasst sich die vorliegende Edition, die von der alten Geschichte, dass ein Jüngling ein Mädchen liebt und wiedergeliebt wird, ausgeht, obwohl in den zugehörigen Adelskreisen der zugehörigen Zeit Liebe bei der Stiftung von Ehen nicht vorgesehen ist. Henriette von der Malsburg ist 1764 sechzehn Jahre alt, als sie in Marburg den acht Jahre älteren Georg Ernst von und zu Gilsa kennenlernt und anschließend heiratet. Nach dem ersten Ehejahr stirbt sie in dem Kindbett und ihr Ehemann trauert lebenslang um sie und verwahrt als Zeugnisse der vergänglichen Gemeinsamkeit den Briefwechsel, der bei dem Ordnen der Bibliothek der Familie von und zu Gilsa wiedergefunden wird.

 

Die 1953 geborene, nach dem Studium von Germanistik und Philosophie in Würzburg mit einer Edition von Maler Müllers „Dramatisirtem Faust“ 1996 promovierte und seit 2000 in Darmstadt in der neueren deutschen Literaturwissenschaft tätige Herausgeberin hat die insgesamt 122 Briefe des fast vollständig erhaltenen Schriftverkehrs der beiden jungen Leute, der mit dem 16. August 1765 einsetzt und mit dem 28. Oktober 1767 endet, sorgfältig und behutsam unter vermuteter zeitlicher Einordnung undatierter Stücke der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Daran hat sie ein seinerseits liebevolles Nachwort zu einer großen Liebe gefügt, das um eine Reihe von Abbildungen bereichert ist. Ein Verzeichnis der Literatur und ein Register der Personen und Werke runden das eindrucksvoll über die Gefühlswelt junger, einander engstens verbundener Menschen berichtende Briefkorpus benutzerfreundlich ab.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler