KöblerBiografiendedeutenderös20181204 Nr. 16850 ZIER 8 (2018) 02. IT

 

 

Biografien bedeutender österreichischer Wissenschafterinnen – „Die Neugier treibt mich, Fragen zu stellen“, hg. v. Korotin, Ilse/Stupnicki, Natasja. Böhlau, Wien 2018. 992 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Nach dem Vorwort der Herausgeberinnen des gewichtigen Sammelwerks fußt es auf den Ergebnissen des 2002 erschienenen Lexikons „Wissenschafterinnen in und aus Österreich. Leben – Werk – Wirken“. In ihm erschlossen sich an Hand von 342 durch Fachautoren und Fachautorinnen aus unterschiedlichen Disziplinen biographisch und werkspezifisch bearbeiteten Biographien vor allem die Wirkungsfelder der ersten Generation von Wissenschaftlerinnen an den Universitäten Wien, Graz und Innsbruck, der ersten Dozentinnen und Professorinnen sowie der Wissenschaftlerinnen in inneruniversitären und außeruniversitären Arbeitsbereichen. Thematische Schwerpunkte ergaben sich dabei durch die Zäsuren der beiden Weltkriege und die Zerstörung von Lebensplänen durch Faschismus und Nationalsozialismus.

 

Das vorliegende Werk beruht hauptsächlich auf einem Forschungsauftrag des Wissenschaftsministeriums der Jahre 2012/2013. Es wurde durch eine weitere Förderung des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus und des Zukunftsfonds der Republik Österreich in dem Bereich der Exilforschung ergänzt. Es enthält insgesamt 300 Biographien und konzentriert sich vorwiegend auf das Frauen zurechenbare Wirken in der österreichischen Wissenschaftsgeschichte nach 1945 (Geburtsjahre von 1930 bis 1950), enthält aber auch eine Ergänzung früherer Jahrgänge. Verfasst wurden die Artikel von 109 Autoren und Autorinnen aus dem Inland und Ausland.

 

Die verdienstvolle Sammlung beginnt mit der in Wien 1940 geborenen Historikerin, Germanistin, Autorin und Ministerialrätin Isabella Ackerl (geborene Broneder). Als Juristinnen erscheinen Brigitte Bierlein (Präsidentin des Verfassungsgerichtshofs), Riane (Tennenhaus) Eisler (Rechtsanwältin, Soziologin, Friedensforscherin und Schriftstellerin), Ursula Floßmann (Freistadt 1944, 1977 als zweite Frau an der juristischen Fakultät der Universität Linz außerordentliche Universitätsprofessorin, 1996 ordentliche Universitätsprofessorin, 2011 emeritiert), Gerda Schulman (geborene Lang, Juristin, Sozialarbeiterin und Psychotherapeutin) und Helen Silving-Ryu (in Krakau 1906 als Henda Silberpfennig geboren und bei Hans Kelsen zuerst in Staatswissenschaft und danach in Rechtswissenschaft ausgebildet sowie 1929 zu einem Dr. phil. und 1936 zu einem Dr. iuris utriusque promoviert). An dem Ende des mit der in Wien  1913 geborenen Gynäkologin Renée Zindwer schließenden, mit zahlreichen einfachen Abbildungen veranschaulichten  hilfreichen Werkes erleichtern ein Namensregister und ein Berufsregister von Aktivistin über Archäologin, Archivarin (z. B. Anna Hedwig Benna 1921-2015), Bibliothekarin, Biochemikerin, Chemikerin, Ethnologin, Germanistin, Historikerin, Kulturwissenschafterin, Literaturwissenschafterin, Musikwissenschafterin, Psychiaterin, Psychoanalytikerin, Psychologin, Schriftstellerin bis zu Zoologin benutzerfreundlich Überblick und Einordnung.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler