Sobel, Dava, Das Glas-Universum. Wie die Frauen die Sterne entdeckten, aus dem Englischen von Schmidt, Thorsten/Wagler, Christiane. Berlin Verlag, München 2017. 451 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Seit seinen Anfängen kann der Mensch während der Nacht Sterne über seiner Erde sehen, die ihm allmählich auch zu einer ungefähren Orientierung dienen konnten. Aus diesen einfachen Beobachtungen erwuchs die Astronomie als eine der ältesten Wissenschaften, die in Mesopotamien und Griechenland bereits in dem Altertum zu erstaunlichen Einsichten führte. Bedeutsame Fortschritte waren dabei die Erfindung des Fernrohrs in dem 17. Jahrhundert, für das Hans Lipperhey 1608 bei der Regierung der Niederlande ein Patent anmeldete, und die Entwicklung der Fotografie und Spektroskopie in dem 19. Jahrhundert, die, wie wohl fast jede frühere Entdeckung auf Grund der allgemeinen menschlichen Gegebenheiten, einzelnen Forschern gelang.

 

Das vorliegende Werk der in New York 1947 geborenen, an der Binghamton University ausgebildeten, als Wissenschaftsredakteurin bei der New York Times tätigen, mit Schriften etwa über Galileos Tochter Celeste, den Uhrmacher John Harrison als Erfinder der Längengrade, Kopernikus oder über die Planeten hervorgetretenen Schriftstellerin widmet sich auf dieser Grundlage Frauen als Pionieren der Astronomie, welche die Harvard University seit etwa 1880 als Hilfskräfte für Berechnungen beschäftigte. Ihre 2016 unter dem Titel The Glass Universe bei Viking/Penguin Random House erschienene Darstellung gliedert sich in drei Teile. Sie betreffen die Farben des Sternenlichts, Oh, Be A Fine Girl, Kiss Me! und die Tiefen des Himmels und sind in insgesamt 15 Kapitel eingeteilt, die von Mrs. Drapers Absicht bis zu den Lebenszeiten der Sterne reichen.

 

Grundlage für die sachkundige und spannende Darlegung der geschilderten Vorgänge war, dass Anna Palmer Draper und Catherine Wolfe Bruce als vermögende Erbinnen mit großem Interesse an Astronomie Edward Charles Pickering als dem seit 1877 mehr als vierzig Jahre wirkenden vierten Direktor des 1839 errichteten und 1849 der Harvard-Universität angegliederten Observatoriums die Möglichkeit boten, Frauen (jeden Alters) mit mathematischen Kenntnissen oder astronomischen Interessen mit Schulabschluss und Talent als Hilfskräfte einzustellen. Unter ihnen gelangen Williamina Fleming (Spektralklassifikation), Antonia Maury, Henrietta Swan Leavitt, Annie Jump Cannon und Cecilia Payne so gewichtige Leistungen, dass dadurch die gesamte Astronomie weltweit gefördert wurde, weshalb die Verfasserin die seinerzeit meist unterbliebene Anerkennung literarisch-biographisch nachzuholen versucht. An dem Ende der spannenden Verbindung von umfassender Sternenkunde und frühen wissenschaftlichen Interessen einzelner wissensdurstiger Frauen runden eine Übersicht über Höhepunkte in der Geschichte des Harvard-College-Observatoriums, über (52) wichtige Persönlichkeiten in dem Umfeld des Observatoriums, eine Bibliografie, ein Bildnachweis, eine Danksagung sowie ein von AAS (American Astronomical Society) bis Zwergsterne reichendes Register hilfreich ab.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler