Rauchegger, Andreas/Schönpflug, Ingo, Treffpunkt Taverne Goldener Bär. Die abwechslungsreiche Geschichte des Kammerhofes in Hötting (= Veröffentlichungen des Innsbrucker Stadtarchivs, Neue Folge 59). Wagner, Innsbruck 2017. 177 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Tirol in den die Mitte Europas quer teilenden Alpen ist ein von der Natur mit zahlreichen Reizen ausgestattetes, dem Menschen aber durch Fels und Eis lange Zeit feindliches Land, dessen wirtschaftliche Lage sich erst mit dem modernen Fremdenverkehr deutlich gebessert hat. Zwar waren schon die Römer an ihm interessiert, aber eigentlich nur als Durchgangsraum von Italien in den Norden. Wer aber von Veldidena (Wilten) dorthin wollte, musste die wasserreiche Niederung des Inntals lange Zeit ohne eine bequeme Brücke überqueren und dann die steile Nordkette umgehen.

 

Wer heute dem Verlauf des verbauten Bergbachs folgend dies unternimmt, findet am alten westlichen Ende des auf  einiger Höhe liegenden, wohl schon früh besiedelten Ortes Hötting in der Schneeburggasse 29/31 ein frisch vergoldetes Schild der Taverne Goldener Bär, deren  abwechslungsreiche Geschichte die beiden Verfasser in einem schmucken schmalen Band der interessierten Öffentlichkeit bieten. Gegliedert ist er in rund ein Dutzend chronologisch gereihte Kapitel. Sie setzen mit den Pflichten der Kämmerer von Hötting im 12. und 13. Jahrhundert ein und führen über die Lokalisierung des einstigen Kammerhofs des Klosters Frauenchiemsee, das Pamkircher und Firmianische Gut des 15. Jahrhunderts, die Löfflerische Wierts Tafern, den Aufstieg Christian Leners unterm Schenperg, die Ampachische Wirths Tafern, die von Eggerische Wirths Taffern, den Weg vom Schwarzen Bären zum Goldenen Bären unter Eduard Hochreiter und die Nachkriegszeit mit dem verflossenen Konsum bis zu dem Kunst- und Auktionshaus Innsbruck des Magisters Ingo Schönpflug.

 

86 vielfach farbige Abbildungen illustrieren den langen, aber konstanten Weg von dem auf einer jungen Gouache auf Papier durch Rudolf Emil Klöden (1892-1953) nachempfundenen Frauenchiemseer Anfang bis zu der heutigen Antikmöbelhalle des mehrstöckigen mächtigen Anwesens. Ein Literaturverzeichnis ermöglicht die eigene wissenschaftliche Vertiefung der vielfältigen ansprechenden Ausführungen. Möge dem Goldenen Bären, der auch durch die parteipolitisch motivierte Höttinger Saalschlacht vom 27. Mai 1932 mit rund hundert Verletzten einige Bedeutung gewonnen hat, über die stolze Vergangenheit hinaus auch eine goldene Zukunft beschieden sein.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler