Pauer-Studer, Herlinde/Velleman, James David, „Weil ich nun mal Gerechtigkeitsfanatiker bin“. Der Fall des SS-Richters Konrad Morgen. Suhrkamp, Berlin 2017. 349 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Als Adolf Hitler sich 1919 politisch engagierte, begegneten ihm die Deutschen ganz unterschiedlich, doch folgten sie seinen nationalsozialistischen Vorstellungen allmählich in ihrer ausreichenden Mehrheit. Ihre Motive waren dabei durchaus unterschiedlicher, in der Gegenwart meist nicht mehr genau aufklärbarer Art. Im Einzelfall sind sie aber durchaus Gegenstand sorgfältiger Ermittlung und Analyse geworden.

 

Einer dieser Fälle wird in dem vorliegenden Werk sorgfältig dargelegt. Es hat deswegen bei seinem Bekanntwerden das Interesse eines ausgewiesenen Sachkenners erweckt. Aus diesem Grunde genügt es an dieser Stelle, vorweg auf die detaillierte Studie mit wenigen Worten aufmerksam zu machen.

 

Gegliedert ist das im Original 2015 unter dem Sachtitel The Conscience of a Nazi Judge erschienene Buch in 18 weitgehend chronologisch geordnete Abschnitte. Sie setzen nach einer Einleitung über den rechtstheoretischen Kontext mit einer Art Ausgangspunkt ein und führen über den Eintritt in die SS, die SS- und Polizeigerichtsbarkeit, Kriminelle und Spione, die Charaktertypologie des Kriminellen, Rasse und Rassenfrage, Krakau, Buchenwald, Karl Otto Koch, Korruption, Mord, Komplizen, legale Tötungen, die Endlösung, Aktion Erntefest, Auschwitz, Adolf Eichmann, die SS-Prozesse in Weimar 1944, Eleonore Hodys als Zeugin gegen Rudolf Höß bis zur neuerlichen Versetzung nach Krakau und bis zu dem Kriegsende. Erst viele Jahre danach starb der in Frankfurt am Main an dem 8. Juni 1909 geborene, 1948 als entlastet eingestufte und nach dem zweiten Weltkrieg in Frankfurt am Main als Rechtsanwalt tätige Jurist, (frühere)SS-Obersturmbannführer und Richter, der aus Gerechtigkeitsfanatismus die Korruption in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern bekämpfen wollte, an dem 4. Februar 1982.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler