Lück, Heiner, Der Sachsenspiegel. Das berühmteste deutsche Rechtsbuch des Mittelalters. Lambert Schneider, Darmstadt 2017. 176 S., 120 Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Der Spiegel der Sachsen (Sachsenspiegel) ist das der Wiederentdeckung des römischen Rechtes in Italien um 1100 und der neuen Zusammenstellung des kirchlichen Rechtes durch Gratian um 1140 zeitlich nachfolgende, von ihnen vielleicht angeregte, an unbekanntem Ort in Sachsen wohl zwischen 1221 und 1224 von dem lateinkundigen, aber nicht rechtsgelehrten Eike von Repgow zunächst auf Latein geschaffene, danach aber in das Mittelniederdeutsche übertragene Rechtsbuch. Er ist seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert in etwa 465 zumindest teilweise noch erhaltenen Handschriften überliefert. Wissenschaftlich am intensivsten erforscht wurde er im späteren 19. Jahrhundert und im 20. Jahrhundert.

 

Heiner Lück hat sich ihm in der jüngsten Vergangenheit intensiv gewidmet.  Sein neues Werk hat unmittelbar nach seinem Bekanntwerden das Interesse eines sachkundigen Rezensenten erweckt. Deswegen genügt an dieser Stelle der Hinweis  auf das großformatige elegant gestaltete Werk als solches.

 

Gegliedert ist es in acht Kapitel  über das mittelalterliche Rechtsbuch Sachsenspiegel, die Herkunft und Überlieferung des Sachsenrechts, die ländliche Gesellschaft des Spätmittelalters im Bild, die Faszination des Details (Freiheit, Mensch, Natur, Kirche, Dorf, Burg, Zehnt, Feld, Vieh und Bad), den Weg in die Moderne durch Harmonisierung mit dem gelehrten Recht, die Verbreitung zwischen Elbe und Dnjepr, die politische Instrumentalisierung im Osten und die moderne Forschung einschließlich der Spurensuche im geltenden deutschen Recht. Sechs Porträts (Eike von Repgow, die Sachsen. Karl der Große, Friedrich II., Johann von Buch, Christoph Zobel) und zwei „Spezials“ (Heerschildordnung, Zweischwerterlehre) bieten sachkundige Vertiefungen. Bibliographie, Glossar und Register von Abraham bis Zörbig runden die eindrucksvolle Aufbereitung benutzerfreundlich bestmöglich ab.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler