Loebell, Friedrich Wilhelm von, Erinnerungen an die ausgehende Kaiserzeit und politischer Schriftwechsel, hg. v. Winzen, Peter. Droste, Düsseldorf 2016. XV, 1255 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Friedrich Wilhelm von Loebell wurde am 17. September 1855 auf dem von seinem Vater (Robert Karl Hermann von Loebell 1815-1905) besessenen  Rittergut Lehnin in dem Kreis Zauch-Belzig als fünftes und jüngstes Kind seiner Eltern geboren. Nach dem Besuch der Dorfschule und dem Abitur an der Ritterakademie in Dom Brandenburg studierte er Rechtswissenschaft in Straßburg und Leipzig und trat in den Verwaltungsdienst Preußens ein.  1885 wurde er Landrat in dem neuen Kreis Neuhaus an der Oste bei Cuxhaven, 1898 Reichstagsabgeordneter des Wahlkreises Brandenburg an der Havel-Westhavelland für die Deutschkonservativen und 1904 vortragender Rat in der Reichskanzlei des Deutschen Reiches, 1907 Unterstaatssekretär, 1909 Oberpräsident der Provinz Brandenburg, 1911 Mitglied des Aufsichtsrat der deutschen Bank und von 1914 bis 1917 Innenminister Preußens, ehe er am 21. November 1931 in Brandenburg an der Havel starb.

 

Der Herausgeber des diesen bedeutenden Politikers betreffenden umfangreichen und informativen  Werkes wurde in Parsberg in der Oberpfalz 1943 geboren und nach dem Studium von Geschichte, Anglistik und politischer Wissenschaft in  Heidelberg, München und Köln 1973 bei Theodor Schieder mit einer Dissertation über die Englandpolitik Friedrich von Holsteins 1895-1901 in Köln promoviert. Zwischen 1976 und 1998 arbeitete er im höheren Schuldienst in Bergisch-Gladbach und von 1989 bis 2002 als wissenschaftlicher Mitarbeiter der historischen Kommission bei der bayerischen Akademie der Wissenschaften. Nach der ersten Einsichtnahme in die von der Familie Loebell in dem Bundesarchiv in Koblenz hinterlegten nachgelassenen Papiere Loebells in dem Jahre 1985 reifte nach seiner vorangestellten Danksagung ziemlich schnell in ihm der Entschluss, die unveröffentlichten Erinnerungen Loebells zusammen mit dem umfangreichen Schriftwechsel zwischen ihm und Bernhard Fürst von Bülow sowie seinem langjährigen Vorgesetzten Theobald von Bethmann Hollweg herauszugeben, doch verhinderten die Lebensumstände des Bearbeiters, die eine kontinuierliche wissenschaftliche Beschäftigung zeitweise nicht mehr erlaubten, den  Abschluss, der nunmehr nach Wiederaufnahme der Tätigkeit erfreulicherweise Anfang 2013 mit Unterstützung des Bundesarchivs verwirklicht werden konnte.

 

Das gewichtige Werk hat unmittelbar nach seinem Bekanntwerden das Interesse eines sehr sachkundigen Rezensenten erweckt. Da der Verlag bislang kein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellen konnte, muss es derzeit bei einer Anzeige des Herausgebers auf Grund einer Ausleihe bleiben, die sich vorläufig auf den wesentlichen Inhalt beschränken muss. Gegliedert ist das Klaus Hildebrand gewidmete, durch Quellenverzeichnis, Literaturverzeichnis, Sachregister und Personenregister sowie einen gesonderten Bildteil nach Seite 1200 abgerundete Werk in die Erinnerungen (1-187) und den amtlichen und privaten Schriftverkehr zwischen 1904 und 1931 als Leiter der Reichskanzlei, im Wartestand (1909-1914), im Zentrum der preußischen Innenpolitik (1914-1919) und als Präsident des Reichsbürgerrats (1919-1931), wobei in der vorangestellten Einleitung Quellenlage und editorische Grundsätze dargestellt werden und das Nachwort Loebells Rolle in der wilhelminischen Innenpolitik einschließlich der Begünstigung des Sturzes des Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg untersucht.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler