Hundert (100) Jahre Arbeitsmarktverwaltung. Österreich im internationalen Vergleich, hg. v. Krempl, Mathias/Thaler, Johannes (= Zeitgeschichte im Kontext 12). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2017. 266 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Die auf Schaffung von Werten gerichtete körperliche oder geistige Tätigkeit begleitet den Menschen von seinen ersten Anfängen an, weil er sich nur dadurch selbst erhalten konnte. In dem Laufe der Entwicklung ergeben sich dabei auch vielfältige und verschiedenartige Formen der Arbeit eines einen für einen anderen. Erst seit der industriellen Revolution an der Wende des 18. Jahrhunderts zu dem 19. Jahrhundert wird die Unselbständigkeit und Fremdbestimmtheit der Tätigkeit es einen für einen anderen jedoch eine allgemeine Erscheinung der modernen Gesellschaft, in der sehr viele Arbeitnehmer ziemlich wenigen Arbeitgebern gegenüberstehen, woraus sich allmählich allgemein ein Bedürfnis nach übergeordneter Verwaltung des Arbeitsmarkts ergeben hat.

 

Das vorliegende Sammelwerk nimmt dies erfreulicherweise zum Anlass für einen umfassenderen geschichtlichen Rückblick. Es enthält nach einem Vorwort des zuständigen Bundesministers und des Reihenherausgebers sowie einer kurzen Einleitung der in Wien und Jerusalem verorteten Herausgeber elf Beiträge. Sie beginnen mit der k.k. Arbeitsvermittlung an Kriegsinvalide in dem ersten Weltkrieg und enden mit der Arbeiterpolitik in Brasilien unter Getúlio Vargas (1930-1945).

 

Dabei beschreibt etwa Mathias Krempl die Zäsuren der österreichischen Arbeitsmarktverwaltung zwischen 1917 und 1957, behandelt Johannes Thaler das Verhältnis der Beamten der österreichischen Arbeitsmarktverwaltung zu dem nationalsozialistischen Regime oder untersucht Irina Vana die Verwaltung von Arbeitslosen und Arbeitssuchenden (!) n dem öffentlichen Arbeitsmarkt in Österreich zwischen 1918 und 1934. Ilse Reiter-Zatloukal greift weit auf die rechtsgeschichtliche Entwicklung der Arbeitsmigration seit der frühen Neuzeit aus, Emmerich Tálos konzentriert sich auf die Sozialpartnerschaft als zentralen Gestaltungsfaktor der zweiten Republik Österreichs, während Ulrike Schulz die Überleitung der Sozial- und Arbeitsverwaltung in Österreich durch das Reichsarbeitsministerium überprüft und Martin Münzel das Führungspersonal des deutschen Arbeitsministeriums und seiner Vorgängerbehörden zwischen 1945 und 1960. Den Beschluss bilden Ausblicke auf Italien, Japan und Brasilien, so dass von den 12 Autoren insgesamt ein kleines interessantes Mosaik zu der international bedeutsamen Thematik geboten wird.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler