Heller, Arno, Herman Melville. Lambert Schneider, Darmstadt 2017. 320 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Herman Melville wurde in New York am 1. August 1819 als Sohn eines 1830 in Konkurs fallenden, 1832 verstorbenen Importkaufmanns schottischer Herkunft und einer niederländisch-patrizischen Mutter geboren. Nach zahlreichen Abenteuern auf See begann er eine Tätigkeit als Schriftsteller, von der aber im Ergebnis nicht leben konnte, so dass er 1866 als Zollinspektor der Hafenpolizei wirkte. Dessenungeachtet erlangte er mit dem 1850 begonnenen Roman The Whale (Moby Dick), in dem er die Geschichte und Reise des Walfangschiffs Pequod und seines den weißen Wal fanatisch verfolgenden Kapitäns Ahab beschrieb, weltweiten literarischen Ruhm.

 

Dem Leben Melvills/Melvilles widmet sich der in Kiel 1939 geborene Verfasser, der nach der Matura in Innsbruck Anglistik und Amerikanistik studierte und 1965 promoviert wurde. Nach der Habilitation des Jahres 1976 wurde er 1992 nach Tübingen berufen, ging aber in dem gleichen Jahr nach Graz und kehrte 2002 nach Innsbruck zurück. Während dieser Zeit befasste er sich vor allem mit dem amerikanischen Roman und dem amerikanischen Südwesten und Nordwesten.

 

Das vorliegende, mit einigen einfachen Abbildungen bereicherte Werk gliedert sich nach dem einführenden Vorwort in elf überwiegend zeitlich geordnete Sachabschnitte.  Sie betreffen Kindheit und Jugend, vier Jahre im Pazifik, Experimente und Aufbrüche, das Entstehen eines magnum opus 1850/1851, die Ozeane des Menschseins mit Moby Dick als menschlichem Mikrokosmos, Desillusionierung und neue Strategien, neue Wege mit literarischen Zeitschriften, Abrechnung mit Amerika, Reisen, Vorträge und frühe Gedichte, Versdichter und Zollinspektor und stille Jahre von 1877 bis zum Ende 1891. Das dabei gesetzte Ziel, die fortdauernde Aktualität des Werkes, in dem sich Melville als Kritiker der kapitalistischen und rassistischen Gesellschaft erweist,  neu erfahrbar zu machen, wird dabei in eindrucksvoller Weise erreicht.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler