Der preußisch-österreichische Krieg 1866, hg. v. Heinemann, Winfried/Höbelt, Lothar/Lappenküper, Ulrich (= Otto-von-Bismarck-Stiftung, Wissenschaftliche Reihe Band 26). Schöningh, Paderborn 2018. 374 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Das 996 nur beiläufig in einer Urkunde Ottos III. für den Bischof von Freising erwähnte Ostarrihhi um Neuhofen an der Ybbs, das 1156 in dem sogenannten privilegium minus zu dem ersten Land des Heiligen römischen Reiches verselbständigt wurde, und das nach den baltischen Pruzzen (um 965 Brus) benannte Gebiet zwischen Weichselmündung und Memelmündung, gehörten den größten Teil ihrer Geschichte zu unterschiedlichen Staaten, weil Preußen erst 1618 in Personalunion an die Markgrafen von Brandenburg gelangt, die sich 1701 in ihrem einzigen voll souveränen Land zum König von Preußen krönen. Zwar ficht Friedrich der Große von Preußen nach dem Tode Karls VI. mit Maria Theresia als dessen Nachfolgerin als Landesherr(in) in den Ländern der Habsburger den österreichischen Erbfolgekrieg um Schlesien aus. Zu einem Krieg zweier souveräner Staaten kommt es zwischen beiden aber erst 1866 in dem Deutschen Bund.

 

Ob es sich dabei auch um einen Bruderkrieg zweier deutscher Staaten, um einen Bürgerkrieg oder um einen Religionskrieg gehandelt hat, gilt nach der Einleitung der Herausgeber des vorliegenden Sammelbands als weniger sicher. Um das Wissen darüber auf den Prüfstand zu stellen, organisierten die Otto-von-Bismarck-Stiftung (Geschäftsführer Ulrich Lappenküper), die deutsche Kommission für Militärgeschichte, das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr Potsdam sowie das Historische Seminar der Universität Wien in dem Militärhistorischen Museum in Dresden in dem März 2016 eine internationale Konferenz durch, deren Ertrag das jetzt erschienene Werk der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Da es unmittelbar nach Bekanntwerden des Vorhabens auf das besondere Interesse eines sachkundigen Rezensenten stieß, genügt an dieser Stelle ein allgemeiner Hinweis.

 

Gegliedert sind die insgesamt 14 Referate in fünf Teile. Sie betreffen in grundsätzlich chronologischer Abfolge die Entscheidung zum Krieg, die Entscheidung Russlands, Frankreichs und Großbritanniens zur (bewaffneten) Neutralität, Verlauf und Charakteristika des Krieges mit den wichtigen Schlachtfeldern Königgrätz und Custozza, die Rolle der deutschen Mittelstaaten sowie die Folgen und die Rezeption der Auseinandersetzung. Ein Verzeichnis der 16 Autoren rundet den weiterführenden, andere Register entbehrenden Band ab.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler