Zwischen Germanomanie und Antisemitismus. Transformation altnordischer Mythologie in den Metal-Subkulturen, hg. v. Penke, Niels/Teichert, Matthias (= Interdisziplinäre Antisemitismusforschung 14). Nomos, Baden-Baden 2016. 216 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Als die Germanen und sie Semiten nebeneinander auf der Erde lebten, hatten sie vermutlich kaum Berührungspunkte und wussten die Germanen von den Semiten vor der Christianisierung nur wenig. Mit der Völkerwanderung lösten sich die Germanen in die germanistischen Nachfolgevölker auf und fielen weitgehend dem Vergessen anheim. Nur auf Grund weniger erhaltener Zeugnisse konnte das Wissen um sie als Gegenstand von Forschung wie Phantasie wiederbelebt werden.
Eine späte und schwierige Frucht dieser Erinnerung entwickelte sich seit dem 19. Jahrhundert in der Form der Germanomanie. Etwa zur gleichen Zeit entsteht nach antiken, mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Vorläufern die Juden ablehnende Haltung des Antisemitismus (neu), wobei die Juden als Modernisierungsgewinner des Liberalismus gelten. Mit Beziehungen zwischen Germanomanie und Antisemitismus befasst sich der vorliegende schmale Sammelband, der seinen Ausgangspunkt in einem Blockseminar sowie einem Workshop im Juni 2013 an der Universität Göttingen in dem Skandinavischen Seminar hat.
Er vereint insgesamt neun vielfältige Beiträge, die mit der Geburt der Germanomanie aus dem (Un-)Geist des Antisemitismus von den Herausgebern eingeleitet werden. Danach werden etwa nordische Kunstreligion, die Antichristen, die völkische Dimension des Black Metal, das Töten für Wotan, das ästhetische Bildkonzept des NSBM, hölzerne Wikingerstatuen, Mythencollagen sowie der Transfer von Musik und die Modifikationen religiöser Inhalte im christlichen Heavy Metal angesprochen. Der vielfältige Inhalt der Schattierungen des Antisemitismus als negativer Leitidee des (Black-) Metal wird für den an diesen wirklichen wie möglichen Zusammenhängen interessierten Leser durch ein Stichwörterverzeichnis von A Banner Greather than Death (!) bis etwa Zur Genealogie der Moral (Nietzsche) aufgeschlossen.
Innsbruck Gerhard Köbler