Wassermann, Ekkehard, Landwehren in Schaumburg (= Schaumburger Beiträge 1). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2016. 117 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Die ersten Menschen hatten die gesamte Erde zusammen mit allen anderen Lebewesen in dem Rahmen ihrer Möglichkeiten zu ihrer beliebigen Verfügung. Mit ihrer stetig wachsenden Zahl traten sie angesichts der zunehmenden relativen Knappheit der Güter in Wettbewerb zueinander, der oft genug mit Gewalt ausgetragen werden musste oder zumindest ausgetragen wurde. In diesem Zusammenhang wurde die Abgrenzung geschaffen, mit deren Hilfe die eigenen Interessen gegen Zielsetzungen von Wettbewerbern deutlich gemacht wurden.

 

Mit einem Teilaspekt dieses Geschehens beschäftigt sich das vorliegende, schlanke, sehr gefällig gestaltete Werk des in Göttingen 1984 mit einer Dissertation über Aufstrecksiedlungen in Ostfriesland als Beitrag zur Erforschung der mittelalterlichen Moorkolonisation promovierten Verfassers. Sie steht an der Spitze einer neuen Veröffentlichungsreihe der historischen Arbeitsgemeinschaft für Schaumburg, welche in schmalerer Gestaltung mit reicherer Bebilderung die mittels Fusion eingestellten Inventare und kleineren Schriften des Staatsarchivs Bückeburg ersetzen helfen soll und mit einem Band zwei bereits 2014 eröffnet wurde. Der neue erste Band geht in seiner Einführung von dem 1614 durch Cyriacus von Spangenberg vorgelegten Chronicon (und historischen Beschreibung) der löblichen alten Grafschaft Schawenburg aus, nach dem die Grafschaft Schaumbug zu Ende des 16. Jahrhunderts von einer geschlossenen(, mit erheblichem Aufwand an menschlicher Arbeitskraft verbundenen) Territoriallandwehr umgegeben gewesen sein soll, die mit Gräben und Wällen sowie fest ineinander verwachsenem Gestrüpp die Verteidigung des Landes sicherten.

 

Nach seiner anschaulichen Einführung rekonstruiert der Verfasser an Hand von mittels 45 Abbildungen veranschaulichten Geländegegebenheiten, Karten und Berichten den Verlauf der westlichen Grenzwehr, den Verlauf der östlichen Grenzwehr und den Verlauf der Grenzwehr südlich der Weser und bündelt anschließend seine akribisch gewonnenen Einsichten ansprechend. Danach sind die Grenzwehren eine seit dem späten 13. Jahrhundert sichtbare Erscheinung, die in Helmstedt 1252 und in Westfalen um 1300 in den Quellen hervortritt. Als wichtigster Grund für ihre Errichtung kann der Verfasser die Unsicherheit infolge des Rückgangs der königlichen Macht im frühen 13. Jahrhundert wahrscheinlich machen, wobei die über lange Strecken vorherrschenden Knicks darauf hindeuten, dass der Grenzwehr einst eine abgrenzend gütersichernde Funktion in dem Rahmen des von dem 13. bis zu dem 15. Jahrhundert durchgeführten Territorialisierungsprozesses zugekommen sein könnte.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler