Tölle, Isabel, Integration von Infrastrukturen in Europa im historischen Vergleich Band 6 Binnenschifffahrt (Rheinschifffahrt) (= Schriftenreihe des Instituts für europäische Regionalforschungen Band 25). Nomos, Baden-Baden 2016. 333 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Am Anfang floss der Rhein wie die meisten Ströme der Erde von seiner Quelle unbehelligt durch den Menschen zum Meer. Im Laufe seiner Geschichte erkannte der Mensch, dass er das Wasser für seine Zwecke nutzen konnte. Je mehr Menschen sich hierfür interessierten, desto dringender wurde eine Integration von Infrastrukturen.
Mit dieser Thematik beschäftigt sich die 1983 geborene, in Italianistik, Europawissenschaften und Wirtschaftswissenschaften in Kassel und Florenz mit Diplom-Abschluss 2008 ausgebildete, danach vier Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin an dem Institut für europäische Regionalforschungen an der Universität Siegen tätige Verfasserin in ihrer von Christian-Heinrich Franke und Guido Thiemeyer betreuten, 2014 von der philosophischen Fakultät der Universität Siegen unter dem Titel Europäische Integration der Rheinschifffahrt Mitte des 19. Jahrhunderts und Mitte des 20. Jahrhunderts im Vergleich angenommenen Dissertation. Ihr vorliegendes Werk gliedert sich nach einer Einleitung über Fragestellung, Eingrenzung, Methoden, Forschungsstand und Material sowie Aufbau in vier Sachkapitel. Sie betreffen die Akteure und Organisationen in der Rheinschifffahrt in dem 19. Jahrhundert (Octroikonvention, Wiener Kongress) und in dem 20. Jahrhundert (Zentralkommission, EWG-Kommission, andere Organisationen), Standardisierungsbeispiele in dem 19. Jahrhundert, Standardisierungsbeispiele in dem 20. Jahrhundert sowie einen Epochenvergleich mit Analyse.
Dabei untersucht die Verfasserin mittels ausgewählter Fallbeispiele Standardisierungen in der Rheinschifffahrt der letzten beiden vergangenen Jahrhunderte und betrachtet die dabei angewandten Strukturen. Im Vergleich der Integration um 1850 und um 1950 kann sie einleuchtend Unterschiede und Gemeinsamkeiten feststellen. Im Ergebnis erkennt sie, dass es den Akteuren beider Epochen wichitg (!) war, die Konkurrenzfähigkeit der Rheinschifffahrt zu wahren und zu fördern, wobei in dem 19. Jahrhundert die Sicherheit der Schiffer und im 20. Jahrhundert die Milderung der Krise besonders bedeutsam waren.
Innsbruck Gerhard Köbler