Steinacher, Roland, Die Vandalen – Aufstieg und Fall eines Barbarenreichs. Klett-Cotta, Stuttgart 2016. 542 S., Abb., Kart. Taf. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Die Vandalen sind ein seit der Mitte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts der schriftlichen Überlieferung der Römer bekanntes Volk, das durch seine weite Wanderung bis nach Nordafrika in der Geschichte besonders hervorgetreten ist. Weil es auf seinem Wege dorthin 455 auch das antike Rom plündernde, wurde ihr Name im Gefolge der französischen Revolution in Bezug auf die kulturfeindlichen Jakobiner benutzt. Durch den auf sie bezogenen Vandalismus haben sie nicht wirklich begründet eine merkwürdige Weltgeltung erlangt.
Über sie legte Conrad Mannert 1785 einen „kleinen Aufsatz dem Publikum“ vor, den der 1972 in Innsbruck geborene, am akademischen Gymnasium und danach in Geschichte, alter Geschichte und Altertumskunde, deutscher Philologie und Philosophie ausgebildete, über die Genese von Artemis und Athene graduierte und nach einer Masterarbeit über den laterculus regum Wandalorum und Alanorum als Mitglied des Instituts für österreichische Geschichtsforschung bei Herwig Wolfram 2002 über Studien zur vandalischen Geschichte promovierte und 2012 in Wien über die Vandalen für alte Geschichte und Altertumskunde habilitierte Verfasser als Ausgangspunkt und Leitfaden seiner umfangreichen Darstellung des Aufstiegs und Falles eines Barbarenreichs verwendet. Sein gewichtiges Werk hat unmittelbar die Aufmerksamkeit eines Sachkenners erweckt. Es kann aber kaum schaden, wenn der Herausgeber auf die zu erwartende ausführlichere Rezension in wenigen Sätzen vorweg hinweist.
Gegliedert ist das umfangreiche und vorsichtig abwägend formulierende Werk nach einem Vorwort des Lehrers und einer Einleitung in eine Geschichte der Vandalen in sieben chronologisch geordnete Kapitel. Sie betreffen Namen und Historie, den Weg von der Donau nach Afrika (395-429), die Wandlung von barbarischen Königen zu römischen Königen von Karthago (435-455), den vierten punischen Krieg (455-477), la galerie des rois (von Hunerich bis Gelimer), einen schnellen Sieg und den langen Verlust des Friedens (533-551) und schließlich den Vandalennamen in Mittelalter und Neuzeit. Umfangreiche Anhänge runden den damit gebotenen weiterführenden aktuellen Wissenstand über das mutige, im Ergebnis aber am Übergang vom Altertum zum Mittelalter eher erfolglose und letztlich in dem stetigen Wandel der menschlichen Geschichte im Nichts verlorene Volk benutzerfreundlich ab.
Innsbruck Gerhard Köbler