Schwarz, Reinhard, Martin Luther – Lehrer der christlichen Religion. Mohr Siebeck, Tübingen 2015. XIII, 544 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Der in Eisleben in der Grafschaft Mansfeld am 10. November 1483 als Sohn eines Bauern, Bergmanns und späteren Ratsherrn geborene und am 18. Februar 1546 mit 62 Jahren als Professor der Theologie verstorbene Martin Luther hat die Geschichte der Deutschen stärker verändert als weitaus die meisten seiner Landsleute. Wichtigster zeitlicher Ansatzpunkt war hierfür das Jahr 1517. Im Rahmen der durch dessen 500. Jubiläum veranlassten Erinnerung hat auch der 1929 geborene, nach dem Studium der evangelischen Theologie in Berlin und Tübingen mit einer Dissertation über Fides, spes und caritas beim jungen Luther in Tübingen 1959 promovierte, mit einer Schrift über die Vorgeschichte der reformatorischen Bußtheologie in Tübingen 1966 für das Fach Kirchengeschichte habilitierte und von 1971 bis 1996 in der evangelisch-theologischen Fakultät der Universität München tätige Verfasser ein gewichtiges Werk über den Reformator als Lehrer der christlichen Religion vorgelegt.
Nach seinem Vorwort versteht der Verfasser sein Buch als späte Frucht seiner Beschäftigung mit Luther. Während seiner langjährigen Lehrtätigkeit hat er die Hauptthemen der Theologie Luthers im Kontext seiner Biographie und in dem weiteren Rahmen der Geschichte von Theologie und Kirche behandelt. Eine besondere Betrachtung der Theologie Luthers ist aus dieser langjährigen Beschäftigung erst auf der Grundlage seiner Skizze in Teil II des Luther-Artikels in der vierten Auflage der Religion in Geschichte und Gegenwart entstanden, wobei sich für den Verfasser als charakteristische Relationen die Relation von Jesus Christus als Heilsgabe und als Lebensexempel sowie die Relation von Glaube und Nächstenliebe, die ein neues Verständnis des christlichen Glaubens voraussetzt und eine Ethik der Nächstenliebe ermöglicht, abzeichneten.
Gegliedert ist das vertiefende Werk in insgesamt neun Kapitel. Sie betreffen den methodischen Ansatz, die heilige Schrift im reformatorischen Grundverständnis, die christliche Religion in ihren elementaren Relationen (Evangelium und Glaube, Heilsgabe und Lebensexempel, Glaube und Nächstenliebe, Christ-Sein unter dem Kreuz), den Menschen in geschöpflicher Verantwortung vor Gott und den Menschen, die Befreiung des Menschen vom Unheil zum Heil durch das Evangelium, Jesus Christus in seinem Dienst zum Heil des Menschen, die Lebensmacht des christlichen Glaubens, die christliche Ethik der Nächstenliebe und die christliche Kirche mit ihrem Auftrag. Im Ergebnis versucht der Verfasser einsichtig zu machen, dass nach der vielfältigen und weitreichenden Lehre Martin Luthers der an Jesus Christus Glaubende durch das Evangelium in seinem Herzen und Gewissen die Befreiung von der Macht erfahren kann, die Sünde, Tod und Gesetz über ihn in oder auf Grund seiner Gottesentfremdung haben.
Innsbruck Gerhard Köbler