Schreiben digital. Wie das Internet unsere Alltagskommunikation verändert, hg. v. Dürscheid, Christa/Frick, Karina (= Einsichten 3). Kröner, Stuttgart 2016. 156 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Sprechen, Schreiben, Alphabetisieren, Drucken und Digitalisieren sind vielleicht die fünf wichtigsten Schritte des Menschen in der Erfolgsgeschichte seiner Kommunikation. Davon ist das digitale Schreiben im Internet die jüngste Entwicklung, von der sich noch vor fünfzig Jahren nur träumen ließ. Inzwischen hat sich daraus eine Wirklichkeit für die Mehrheit ergeben, die in kürzester Zeit zur Selbverständlichkeit für jedermann werden wird.

 

Mit den hieraus entstehenden Veränderungen auf die Alltagskommunikation beschäftigt sich das schlanke, mit 21 Abbildungen und am Ende 22 Anmerkungen versehene Gemeinschaftswerk Christa Dürscheids (Kehl-Kork 1959), die seit 2002 einen Lehrstuhl für deutsche Sprache  an der Universität Zürich hat und mit erfolgreichen Werken über Syntax und Schriftlinguistik hervorgetreten ist, und ihrer Mitarbeiterin Karina Frick, deren Habilitationsprojekt an der Universität Zürich digitale Formen der Trauerkommunikation zum Gegenstand hat. Das auf das dialogisch ausgerichtete Schreiben konzentrierte Taschenbuch gliedert sich nach einem Vorwort in vier Abschnitte. Sie betreffen neue und alte Kommunikationsformen (Chatkommunikation, E-Mail-Kommunikation, SMS-Kommunikation, Telegrammkommunikation und Faxkommunikation sowie Postkartenkommunikation und Briefkommunikation), Merkmale digitalen Schreibens (primär schriftbasiert, primär bildbasiert, primär mündlich) bezüglich des Stiles und der Graphik, Folgen der Internetkommunikation (sprachlich bzw. kommunikativ) sowie neue Praktiken und neue Möglichkeiten.

 

Im Ergebnis zeigen die beiden Verfasserinnen, dass sich der Kommunikationsradius durch das digitale Schreiben (mit den Fingern) erweitert hat, wissen aber zum jetzigen Zeitpunkt selbst noch nicht, ob sich dies langfristig als Vorteil oder als Nachteil erweisen wird. Immerhin gehen sie von der Überzeugung aus, dass das Internet den Alltag mehr und mehr durchdringen wird, was sie an Hand der Trauer um den Verlust eines geliebten Menschen, der Suche nach einem menschlichen Partner und dem Einkauf darlegen. Zwar können sie selbst keine einfachen Antworten auf die grundsätzlich gestellten Fragen bieten, doch dürften sie das bescheidenere Ziel, dem Leser dazu die eine oder andere Einsicht zu vermitteln, zweifelsfrei erreicht haben.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler