Schmoeckel, Mathias, Das Juridicum (= Bonner Schriften zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte 7). V & R, Göttingen 2016. 76 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Vermutlich boten die Rechtskundigen in Rom ihr Wissen auf dem offenen Forum an und eröffnete Irnerius in Bologna seine Glossen Interessierten in einer kirchlichen Einrichtung oder in einem eigenen Haus. Seit diesen Zeiten haben aber die juristischen Quellen, die Rechtslehrer und die Studierenden der Rechtswissenschaft in anfangs kaum vorstellbarer Weise zugenommen. Deswegen sind seit langem eigene universitäre Gebäude für die Lehre und später auch Forschung errichtet worden, wobei der noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts mögliche Bau eines einzigen Universitätsgebäudes längst durch zahlreiche besondere Unterkünfte einzelner Fakultäten ersetzt oder zumindest ergänzt werden musste.

 

Aus dieser Entwicklung ist die Einrichtung entstanden, mit der sich für den Fall Bonn der Verfasser in einer eigenen schlanken Studie beschäftigt. Sie beruht darauf, dass Mathias Schmoeckel, der bereits in dem Jahre 2004 Stätten des Rechts in Bonn der Allgemeinheit in einer besonderen Veröffentlichung beschrieb, von dem seinerzeitigen Dekan gebeten wurde, bei der Promotionsfeier der Fakultät am 4. Mai 2014 den Festvortrag zu halten und über das Juridicum zu sprechen. Da ihm die Würdigung des Bauwerks seit längerem ohnehin ein besonderes Anliegen war, nahm er das Angebot gerne an.

 

Gegliedert ist die daraus entstandene, mit 20 Abbildungen und dem Untertitel „das Bekenntnis der Universität zur Bonner Demokratie“ versehene, auch auf dem Umschlag mit einer Fotografie die Zielsetzung veranschaulichende Untersuchung nach einem rückblickenden Vorwort des fast neunzigjährigen Architekten nach einem halben Jahrhundert und der Nennung der Fragestellung in vier Sachkapitel. Sie betreffen die Baugeschichte, die Baubeschreibung samt Baumängeln und Bauerhaltung, die Kunst am Bau und die Qualität des Juridicums. Im Ergebnis ist für den Verfasser als beeindruckenden Liebhaber das nicht von allen schön gefundene Gebäude trotz seiner inzwischen unzureichenden Größe der Fakultät mit einer bestechenden Logik derart auf den Leib geschneidert, dass es für ihn unvorstellbar ist, es – vergleichbar einer innig Geliebten -  irgendwelchen anderen Einrichtungen zu überlassen.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler