Schauer, Markus, Der Gallische Krieg – Geschichte und Täuschung in Caesars Meisterwerk. Beck, München 2016. 271 S., 4 Abb., 1 Kart. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Gaius Iulius Caesar aus der Familie der sich auf Iulius, den Sohn des Trojaners Aeneas, zurückführenden altrömischen Familie der in dem Senat wie Marius zu den populares zählenden, nicht besonders reichen und politisch selten hervorgetretenen Julier wurde in Rom 102/100 v. Chr. (möglicherweise am 13. Juli 100) als Sohn eines späteren, aber früh verstorbenen Prätors geboren. Über die Stellung als flamen Dialis (84), das Militärtribunat (73) und das Amt des pontifex maximus (63) wurde er Prätor (62), Proprätor in Hispania ulterior (61), im Triumvirat Verbündeter des erfolgreichen Gnaeus Pompeius Magnus und des wohlhabenden Marcus Licinius Crassus (60), Konsul (59) und – nach dem Verfasser als letzte Chance der Wiederherstellung der Reputation und der Sicherung des politischen Überlebens - Prokonsul in den Raum für große Taten bietenden Provinzen Illyricum und Gallia Cisalpina, zu denen fast zufällig infolge des Todes des bisherigen Statthalters noch die am Rande der bekannten Welt liegende Gallia Transalpina kam (58-50). Er eroberte ganz Gallien bis zu dem Rhein, verfasste hierüber in dem Winter 52/51 v. Chr. auf der Grundlage eigener und legatischer Berichte an den Senat Roms sieben zusammenfassende Bücher (wohl C. Iulii Caesaris) Commentarii rerum gestarum belli Gallici, setzte sich zwischen 49 und 45 gegen Pompeius durch, gewann am Ende die Diktatur auf Lebenszeit, fiel wohl auch deswegen an den Iden des März 44 v. Chr. (15. März) einer Verschwörung zum Opfer (auch du mein Sohn Brutus) und leitete gleichwohl den allmählichen, aber andauernden Übergang Roms von der Republik zum Prinzipat und Kaiserreich ein.
Der sich mit Caesars unbestrittenem literarischem Meisterwerk einfallsreich und überzeugend auseinandersetzende Verfasser wurde nach dem 1988 aufgenommenen Studium der klassischen Philologie, Philosophie, Geschichte der Naturwissenschaft, Universitätsgeschichte und Bildungsgeschichte in München 2002 mit einer Dissertation über Tragisches Klagen (Form und Funktion der Klagedarstellung bei Aischylos, Sophokles und Euripides) promoviert, an der Freien Universität Berlin 2006 mit einer Schrift über Aeneas dux in Vergils Aeneis (Eine poetische Fiktion in augusteischer Zeit) habilitiert und nach Lehrstuhlvertretungen in Hamburg und Köln 2009 nach Bamberg berufen. Seine vorliegende, durch inhaltliche Zusammenfassungen, Anmerkungen, Literaturverzeichnis, Register der Namen und geographischen Begriffe, Stellenindex und Zeittafel benutzerfreundlich abgerundete, wir, er und ich gegenüberstellende wie verbindende Untersuchung gliedert sich nach einem kurzen Vorwort in die beiden Teile historische Voraussetzungen und Caesars Commentarii (Nachrichten aus dem Norden). Darin wird Caesar ansprechend zu einem weltberühmten Erfinder von Gattung, Raum, Figuren und Handlung.
Im Ergebnis zeigt der Verfasser eindringlich, dass der Sieg in Alesia keine endgültige Entscheidung war und mehrere Stämme gleich nach Caesars berühmtem, vielleicht griechischem Ausspruch am Rubicon, dass der Würfel geworfen sei, zum Kriege rüsteten. Nur Caesars im letzten Buche der Kommentare entfaltete Erzählkunst vermittelte dem Leser den gewünschten Eindruck so sehr, dass er bis zur Gegenwart vorherrscht. Nach dem Verfasser ist es dementsprechend der in seinem überlieferten Werk nur 2600 Wörter (davon nur 1200 Wörter mehr als dreimal) verwendende Schriftsteller Caesar, der das Ende des gallischen Krieges zu bestimmen vermochte, nicht der vielfach geschickte oder auch vom Glück begünstigte und oft sehr grausame Feldherr.
Innsbruck Gerhard Köbler