Peter Pan. Eine Geschichte von James Matthew Barrie, mit Bildern von Tatjana Hauptmann, aus dem Englischen von Christiane Buchner und Martina Tichy. Diogenes, Zürich 2016. 205 S., Abb.
Peter Pan ist ein quirliges Wesen jenseits von Raum und Zeit, das während eines Traumes von Mrs. Mary Darling von Nimmerland und einem fremden herausspringenden Jungen durch das aufgeflogene Fenster im dritten Stock eines Stadthauses in London auf dem Fußboden des Kinderschlafzimmers landete. Er ist ein hübscher Junge, der noch alle Milchzähne im Mund trägt, mit einem eigentümlichen Gewand aus Blättern und Harz bekleidet ist und Ähnlichkeit mit Mrs. Darlings Kuss hat. Sein besonderer Zug war, dass er nicht erwachsen werden wollte, während doch Menschen, auch wenn sie es noch so gerne möchten, nie auf immer und ewig so bleiben können, wie sie mit zwei Jahren sind oder waren.
Erfunden wurde Peter Pan von dem in Kirriemuir in Schottland 1860 geborenen Schriftsteller James Matthew Barrie. Er folgte dabei Anregungen der von ihm großgezogenen Pflegekinder. Bunte phantasievolle Bilder hat für die vorliegende Ausgabe des bekannten abenteuerlichen Wunderwerks Tatjana Hauptmann aus Wiesbaden gezeichnet und gemalt.
In 17 Abschnitten erleben die drei Kinder Wendy (Moira Angela), John und Michael (Darling) die Suche nach dem vom Fensterflügel abgeschlagenen Schatten, den Flug zu der fernen Insel, auf der die verlorenen Jungs Ausschau nach ihrem Peter, die Piraten Captain James Hooks Ausschau nach den verlorenen Jungs, die Indianer Ausschau nach den Piraten und die wilden Tiere Löwe, Tiger, Bär und Krokodil Ausschau nach den Indianern halten, wobei die einen wie die anderen stets im Kreis laufen, ohne sich auf Grund gleicher Geschwindigkeit jemals zu treffen. Alle wollen ständig Blut sehen, außer den in ihrer Zahl wegen vieler Todesfälle schwankenden verlorenen Jungs, die zwar grundsätzlich auch nichts dagegen hatten, aber bei der Ankunft Peters und seiner drei Begleiter nur ihren Anführer willkommen heißen wollen und deswegen auf das Blut kurz vergessen. In diesen wundersam wilden und farbigen Geschichten mit guten und bösen Feeen, Lagunen, Nixen und Felsen kommt im Gegensatz zu Kampf, Gefahr, Angst und Tod („Hook oder ich“) das Recht zwar kaum vor, aber gerecht und ungerecht sowie gut und böse sind doch irgendwie ein wenig bekannt und am glücklichen Ende darf der erwachsenen Wendy kleine Tochter Jane mit Peter Pan für den notwendigen Frühjahrsputz selig in dessen Heimat fliegen, bis Wendy am wiederum offenen Fenster nur noch Punkte hoch am Himmel sieht, so winzig wie Sterne.
Innsbruck Gerhard Köbler