Müller, Claudius, Den Religionen auf der Spur. Die Welt des Glaubens in 26 Objekten. Zabern, Darmstadt 2015. 207 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Ich denke, also bin ich, sagte der rationale Mensch der frühen Neuzeit zum Beweis seiner Existenz. Die damit nahegelegte Frage nach dem Grunde seines Seins ist damit aber mehr erneuert als beantwortet. Wohl seit den frühesten Anfängen des Denkens sind vielfältige Anstrengungen zur Lösung unternommen, ohne dass sie allgemein überzeugend zu einem Ergebnis geführt hätten.

 

Der Verfasser versucht diese Suche lose auf der Spur der Religionen. In Österreich 1945 geboren und in der Steiermark aufgewachsen, wechselte er zum Studium der Sinologie sowie der Ethnologie 1964 an die Universität Heidelberg, an der sein Vater als Professor für Mathematik wirkte. Nach seiner Münchener Promotion des Jahres 1978 mit Untersuchungen zum „Erdalter“ she im China der Chou- und Han-Zeit und vielen weltweiten Aktivitäten wurde er von 2001 bis 2010 Leiter des Museums Fünf Kontinente in München, als welcher er mit den Kulturen aller Teile der Erde in Berührung stand.

 

Gegliedert sind seine im Grundsatz  jeweils von einem einzelnen sichtbaren und einnehmend farbig abgebildeten Gegenstand ausgehenden vielfältigen Darlegungen nach einer allgemeinen Einleitung in 26 Streifzüge. Sie betreffen etwa den Schöpfungsmythos in Hawai, den unabänderlichen schmerzlichen Abschied von Toten, den Schamanen, die Sonne im Schnabel des Drachen, den Kosmos des Buddha des unermesslichen Lichtes, den Blick in die Zukunft, die Kunst des Brauens in Afrika, das Reisstampfen auf Bali, die Gottheit der grenzenlosen Güte oder den Weg von dem Bild zur Schrift. Auf diese Weise wird nach den Werbeworten auf der Rückseite des schmucken Bandes der Glaube so lebendig und anschaulich wie nie zuvor, ohne dass freilich dem neugierigen interessierten Leser aus der Vielfalt der Religionen eine einzige eindeutige Antwort auf die Frage nach dem Grunde der Existenz hätte gegeben werden können.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler