Möckelmann, Reiner, Franz von Papen. Hitlers ewiger Vasall. Wissenschaftliche Buchgesellschaft/Zabern, Darmstadt 2016 S., 480 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Der aus einer westfälischen, auf Grund von Salzgewinnung zu Reichtum und Adel gelangten Familie stammende, in Werl am 29. Oktober 1879 geborene Franz Joseph Hermann Michael Maria von Papen, Erbsälzer zu Werl und Neuwerk, war zunächst bis 1919 Berufsoffizier, später Heeresattaché in Washington und Abgeordneter des Zentrum im Landtag Preußens (1921-1932), der am 1. Juni 1932 auf Vorschlag des ihm seit 1913 bekannten Freundes Kurt von Schleicher zum Reichskanzler des deutschen Reiches ernannt wurde. Nach Bestellung Adolf Hitlers zum Reichskanzler des deutschen Reiches am 30. Januar 1933 war er bis Juli 1934 Vizekanzler, danach Botschafter und Gesandter in der Türkei. In dem Prozess der alliierten Siegermächte gegen die nationalsozialistischen Hauptkriegsverbrecher in Nürnberg vor dem internationalen Militärgerichtshof wurde er freigesprochen, in einem etwas späteren Spruchkammerverfahren zwecks Entnazifizierung aber am 24. Februar 1947 als Hauptschuldiger zu acht Jahren Arbeitslager verurteilt und 1949 vorzeitig entlassen.
Mit dem in Obersasbach am 2. Mai 1969 verstorbenen, sich 1952 mit dem seinerzeit erfolgreichen Buch „Der Wahrheit eine Gasse“ rechtfertigenden Franz von Papen beschäftigt sich die überzeugende Biographie des in Marburg 1941 geborenen, nach einer Banklehre und dem Studium von Philologie, Soziologie und Volkswirtschaft in Marburg, Hamburg, Freiburg im Breisgau und Riverside in Kalifornien seit 1969 als Entwicklungsreferent bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau in Frankfurt am Main und seit 1973 in dem auswärtigen Dienst der Bundesrepublik Deutschland (in Moskau, Bonn, Peru, Ankara, Bonn, Wien und Istanbul) tätigen, 2013 mit einer Untersuchung über Ernst Reuter im Wartesaal Ankara hervorgetretenen Verfassers. Auf Franz von Papen wurde er in der deutschen Botschaft in Ankara aufmerksam. Seitdem wollte er Franz von Papens eigene Angaben überprüfen.
In seinen gut lesbaren, neue Quellen verwertenden Ausführungen kann der Verfasser Franz von Papen als katholischen, antidemokratischen, seiner adeligen Herkunft fest verbundenen und selbstgefälligen Rechtskonservativen beschreiben. Widerstand kann er nicht erkennen, wohl aber eine nationalkonservative Ablehnung von Juden wegen einer gewissen „ungesunden“ Überfremdung des Deutschen durch jüdische Elemente, deretwegen sich Franz von Papen beispielsweise für eine pauschale Ausbürgerung türkischer Juden aussprach. Mit seiner Autobiographie hat Franz von Papen seinerzeit deshalb in Wirklichkeit keine Gasse für die Wahrheit gebahnt, sondern nur eine opportunistische Verschleierung versucht, die der Verfasser als eine einzige Lüge einstuft.
Innsbruck Gerhard Köbler