Liberalismus-Forschung nach 25 Jahren. Bilanz und Perspektiven, hg. v. Grothe, Ewald/Frölich, Jürgen/Kieseritzky, Wolther von. Nomos, Baden-Baden 2016. 214 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Am Anfang war der Mensch zwar zahlreichen und auch großen Gefahren seiner Umwelt ausgesetzt, aber er konnte in diesem Rahmen tun und lassen was er wollte, weil er frei war. In dem Laufe der Geschichte haben verschiedene Menschen Mitmenschen so sehr unterdrückt, dass ihre Freiheit gefährdet war und teilweise auch verlorenging. Hiergegen hat sich unter dem Einfluss der Aufklärung und Vernunft in der Neuzeit die politische Bewegung des Liberalismus gebildet, die auch in der Gegenwart noch Bedeutung hat.

 

Die Beiträge des sich mit dieser Thematik in einem Rückblick über die Jahre von 1989 bis 2013 beschäftigenden Bandes sind nach dem kurzen Vorwort der verdienstvollen Herausgeber aus einer Tagung in der Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach im Juni 2014 hervorgegangen, die das Archiv des Liberalismus der Friedrich-Nauman-Stiftung für die Freiheit organisierte. Ausgangspunkt der Überlegungen in dem Vorfeld war die Tatsache, dass 2013 der 25. Band des von dem Archiv herausgegebenen Jahrbuchs zur Liberalismus-Forschung erschienen war. und zudem 25 Jahre seit der Publikation des grundlegenden Werkes Dieter Langewiesches über den Liberalismus in Deutschland (1988) vergangen waren.

 

Der schlanke, eines Sachregisters leider entbehrende Forschungsbericht enthält nach einer Einführung über Liberalismus als historisches Forschungsthema durch Ewald Grothe und Wolther von Kieseritzky sowie Gedanken Jürgen Frölichs zu den ersten 26 Bänden des Jahrbuchs zur Liberalismus-Forschung sieben Beiträge in zwei Abteilungen. Dabei werden zunächst als Problemfelder historischer Liberalismus-Forschung Liberalismus und Partizipation im 19. Jahrhundert, Liberalismusgeschichte als Bürgertumsgeschichte und die LDPD in der DDR als Blockpartei der SED betrachtet. Danach werden im Kontext aktueller historiographischer Entwicklungen die Liberalismusgeschichte als Ideengeschichte, der internationale Wirtschaftsliberalismus in dem 19. und 20. Jahrhundert und das Verhältnis zur Gender-Forschung betrachtet und fragt Dieter Langewiesche abschließend, wie man künftig eine Geschichte des „Liberalismus in Deutschland“ schreibt, so dass der Band insgesamt jedem Interessierten unmittelbare erhellende Einblicke in den aktuellen Stand der Liberalismus-Forschung bietet.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler