Kremer, Bruno P., Die Wiese. Theiss, Darmstadt 2016. 192 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Wie der Verfasser unmittelbar nach den ersten seiner vielen farbenfrohen Abbildungen erklärt, entfallen in Deutschland in der Gegenwart von seinen 35 Millionen Quadratkilometern Bodenfläche etwa 53 Prozent auf landwirtschaftlich genutzte Stücke, knapp 30 Prozent auf Wald, rund 7 Prozent auf Siedlungen samt Gebäuden, fast 5 Prozent auf Verkehrsflächen, ungefähr 2,5 Prozent auf Wasserflächen und die restlichen 2,5 Prozent auf sonstige Nutzungen wie Bergbau und Erholung. Täglich werden mehr als hundert Hektar oder ein Quadratkilometer in Siedlungsgebiet umgewandelt, nimmt der Wald leicht zu und werden Landwirtschaftsflächen erkennbar verringert. In diesem Rahmen ist die Wiese als das durch Mähen genutzte landwirtschaftliche Grünland und die Weide als das durch Grasen von Tieren gekennzeichnete landwirtschaftliche Grünland in dem Bundesdurchschnitt mit etwa 28 Prozent vertreten.
Mit ihnen beschäftigt sich der in Linz am Rhein 1946 geborene, nach dem Studium von Biologie, Chemie und Geologie in Bonn als Botaniker in Köln tätige, mit Ablauf des Wintersemesters 2014/2015 seine Lehrtätigkeit an dem Institut für Biologie und Didaktik beendende Verfasser, der durch zahlreiche Veröffentlichungen hervorgetreten ist. Seine schöne Wiese gliedert sich in insgesamt 12 Abschnitte. Sie betreffen etwa das Verhältnis von Weiden, Wiesen und Wirtschaftsgrünland, den Wald im Wechsel und Wandel, die Rückkehr des Waldes, den Weg vom Wald über die Weide zur Wiese, unterschiedliche Weiden, die Wiese als Graswald aus der Nähe, die Vielzahl der Wiesenkräuter, den Platz der Tiere auf der Wiese, die Individualität jeder Wiese, die Sonderfälle der Streuobstwiese und der Salzwiese sowie den Wechsel vom Rasen und Raser zur eigenen Blumenwiese des Wiesers.
Die Wiese ist ein Ergebnis des Wirkens des Menschen, das in der reinen Natur nicht oder kaum vorkommt. Im Gegensatz zu den vielen anderen Produkten des Menschen dankt sie es ihm durch das schadlose beglückende Erlebnis üppiger Blütenpracht oder grüner Gräsermeere. Möge das erholsame Werk vielen Lesern langfristig Freude und Entspannung verschaffen, die freilich wahrscheinlich noch wirksamer die wirkliche Wiese bereiten kann.
Innsbruck Gerhard Köbler