Friedrich der Siegreiche (1425-1476). Beiträge zur Erforschung eines spätmittelalterlichen Landesfürsten, hg. Fuchs, Franz/Spieß, Pirmin (= Abhandlungen zur Geschichte der Pfalz 17). (Selbstverlag der) Stiftung zur Förderung der pfälzischen Geschichtsforschung, Neustadt an der Weinstraße 2016. X, 366 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Die Pfalz ist das aus dem Herrschaftsgebiet des fränkischen Pfalzgrafen Lothringens nach der Belehnung Konrads von Staufen durch Kaiser Friedrich I. (1155/1156) entstehende Land an dem mittleren Rhein. Nach dem Übergang an die Wittelsbacher im Jahre 1214 kommt 1329 die obere Pfalz zwischen Regensburg und Fichtelgebirge hinzu. Nach dem Tode des 1400 zum deutschen König gewählten Ruprecht III. (1410) wurde die Pfalz allerdings in vier Linien geteilt und verlor allmählich ihren hohen Rang.

 

Mit einem spätmittelalterlichen Ausschnitt ihrer Geschichte befasst sich der vorliegende elegante Sammelband. Er betrifft Friedrich den Siegreichen, den die Herausgeber als ein Musterbeispiel für die normative Kraft des Faktischen betrachten. Leben und Wirken dieses in Heidelberg am 1. August 1425 als Sohn Kurfürst Ludwigs III. geborenen, ursprünglich nicht für die Nachfolge vorgesehenen, aber nach dem Tode seines älteren Bruders Ludwig IV. (1449) über die Vormundschaft für den einjährigen Sohn Philipp und die Arrogation des Neffen doch tatsächlich an die Macht gelangten, in vielen Auseinandersetzungen siegreichen, aber in Acht und Aberacht am 12. Dezember 1476 mit 51 Jahren ohne entscheidenden Erfolg verstorbenen Fürsten waren der Gegenstand eines interdisziplinären Symposions der Stiftung zur Förderung der pfälzischen Geschichtsforschung  und des Kollegs Mittelalter und frühe Neuzeit der Universität Würzburg in Neustadt an der Weinstraße am 15. bis 17. März 2012, dessen etwas vermehrte Referate der Band der Allgemeinheit in schmucker Gestalt zur Verfügung stellt.

 

Nach Geleitwort und Vorwort bietet das Werk 14 Referate bekannter Gelehrter und junger Forscher.  Sie betreffen etwa den Frühhumanismus, die diplomatischen Aktivitäten des Juristen Johannes Hofmann von Lieser, die Stellung Friedrichs des Siegreichen im Reich, die Beziehungen zu Karl dem Kühnen von Burgund, die Reform der Universität Heidelberg, Grablege und Begängnis Friedrichs des Siegreichen, das Verhältnis zu Württemberg, die Auseinandersetzung mit dem Neffen Ludwig I. dem Schwarzen, den Weißenburger Krieg, die Belagerungskriegsführung, die Klosterpolitik, die Städte am Rhein und in der Oberpfalz, die Privilegien für Neustadt an der Weinstraße und den Amberger Aufstand von 1453/1454. Verzeichnisse und Register runden das gelungene Werk benutzerfreundlich ab, so dass es in seinen vielfältigen neuen Einsichten als eine optimale Grundlage für eine Gesamtdarstellung eines der bedeutendsten Regenten der Pfalz im späten Mittelalter noch lange weiterwirken wird.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler